„Verwaistes“ Rehkitz aufgegabelt: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

„Verwaistes“ Rehkitz aufgegabelt: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Polizisten haben in Aachen ein Rehkitz von Bahngleisen gerettet. Anstatt es aber anschließend in seiner natürlichen Umwelt zu belassen, nahmen sie das „verwaiste“ Kitz mit. Es wird wohl nie mehr in Freiheit leben können.

Rehkitz beim Äsen
Rehkitz beim Äsen

Auf Facebook sind Tiervideos der Renner, insbesondere, wenn es um tierischen Nachwuchs geht. Egal, ob Welpe, Kätzchen oder Rehkitz: Kulleraugen garantieren Likes und Begeisterung. Auch die Polizei Aachen erfreut sich nach eigenen Angaben am großen Zuspruch der Bevölkerung zu ihrem Video über das Rehkitz namens „Bee“.

Auslöser der „Rettungsaktion“ im Mai war der Fund des neugeborenen Kitzes auf Bahngleisen in der Nähe eines Firmengeländes. Das Kitz sei „unterkühlt und total geschwächt“ gewesen. Schnell war für die beteiligten Polizisten klar: „Keine Mutter, kein Vater, keine Geschwister weit und breit“. Als dann noch der zuständige Jagdpächter konstatierte, dass das Kitz ohne menschliche Hilfe keine Überlebenschance habe, war der Entschluss gefasst. Das Kitz wurde mitgenommen und per Flasche aufgezogen. Mittlerweile wiegt es 14 Kilogramm und ist „hübsch und kerngesund“.

Natürlich haben die Polizisten wohl nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, hatten – vollkommen nachvollziehbar – Mitleid mit dem tierischen Nachwuchs. Die Kenntnisse über unsere Wildtiere scheinen allerdings rapide abzunehmen (wir berichteten). Dass Rehkitze sich natürlicherweise alleine verstecken und das Muttertier nur selten am Tag zum Säugen vorbeischaut, war wohl nicht bekannt. Dass Kitze sich einen Tag nach der Geburt nur schwer aufrichten können, erscheint ebenso logisch. Und dass der Rehbock, als Vater, sich an der Aufzucht überhaupt nicht beteiligt – geschenkt.


Umso erschreckender bleibt allerdings, nach den dargestellten Fakten, die Aussage des Jagdpächters. Anstatt die Beteiligten zu belehren, dass ein Wegtragen des Kitzes völlig ausreichend sei (Handschuhe nicht vergessen, damit der menschliche Geruch nicht haften bleibt!), ermunterte er die Polizisten mit seiner Aussage dazu, das Kitz der Natur zu entnehmen.

Das Tier ist nun augenscheinlich gesund und munter herangewachsen, aber unklar bleibt dessen Zukunft. Die gesamte Prägephase war der Mensch im Fokus, Kontakt zu Artgenossen fehlt völlig. Die komplette innerartliche Sozialisation, das Verhalten, die Kenntnisse über Futterquellen, Wege und Verstecke in der freien Natur: all das kann die junge Rehdame nie nachholen. Eine Auswilderung bleibt also fraglich, ein Leben im Gehege sehr wahrscheinlich.

Die Problematik ist nicht neu, jedes Jahr werden vermeintlich verwaiste Wildtiere von Privatpersonen und Institutionen aufgegabelt. Davon kann nur eindringlich abgeraten werden! Zum Wohle der Tiere reicht es fast immer aus, sie vollkommen in Ruhe zu lassen. Auch Wildtier“kinder“ kommen alleine zurecht, sie brauchen menschliches Eingreifen fast nie. Die Ausnahme bildet die gezielte Jungtiersuche im Grünland (wir berichteten), da die Wildtiere die Gefahren des Wirtschaftsverkehrs nicht einschätzen können.

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