Scheinbar harmlos, aber sehr gefährlich

Die Jagd braucht starke Verbände und damit starken Rückhalt für Persönlichkeiten, denen es tatsächlich um die Sache geht

Scheinbar harmlos, aber sehr gefährlich

Botschaft an Minister Remmel
Botschaft an Minister Remmel

Die Mitteilung (hier zum Nachlesen: Neue Vereinigungen der Jäger in NRW anerkannt) wirkt auf den ersten Blick wie ein scheinbar harmloser Vorgang im Tagesgeschäft der Jagdverordnungen. Aber sie hat es in sich. Es geht um die „behördlich anerkannten Vereinigungen der Jäger“, also um jene Fachpartner von Politik und Verwaltung, die mitzureden haben, wenn es um die Jagd geht. Diese Neuregelung, die erst das neue NRW-Jagdgesetz möglich macht, wirkt wie ein kleiner Schritt, ist aber letztlich eine maßgebliche Einflussverschiebung zu Lasten von rund 80 Prozent der Jägerinnen und Jäger in Nordrhein-Westfalen. Das ist im Umweltministerium offensichtlich so gewollt und wohl der Anfang dessen, was vielfach von der Jagdgesetz-Novelle befürchtet wurde. 

Ein anderes Verständnis von Natur, Wald, Wild, ländlichem Raum oder Agrarwirtschaft prägt seit geraumer Zeit Politik und Bürokratie in der Mehrzahl der Flächenländer. Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nehmen dabei treibende Rollen ein. Ländersache – aber nicht jedermanns Sache – besonders aus der Sicht der Betroffenen, die Natur und Land nutzen. 

Die Landesjagdverbände sind in der Praxis Umwelt- und Naturschutzverbände, die Anerkennung solcher Kompetenz wird ihnen jedoch zunehmend politisch und rechtlich versagt. Einzelne Nadelstiche tun nicht besonders weh – aber in der Summe schmerzt es schon, wenn sie kontinuierlich und hartnäckig in diese Richtung gesetzt werden. Die Hartnäckigkeit, mit der der Paradigmenwechsel zum ländlichen Raum gegen die Betroffenen betrieben wird, hält unverändert an. Der Landesjagdverband tut also gut daran, weiter über die „Volksinitiative für ein ideologiefreies, praxisgerechtes Jagdrecht in NRW“ zu kämpfen. Er verdient dabei alle Unterstützung! 

Die nun in Nordrhein-Westfalen amtliche Anerkennung des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) sowie der Verbände der Berufsjäger und Jagdaufseher als „Vereinigungen der Jäger“ kann man als unbedeutend abtun. Mit Blick auf die Aufgabenstellung der „behördlich anerkannten Vereinigungen der Jäger“ mag es geringfügig erscheinen, wenn es etwa um die Kompetenz und Mitwirkung bei einem möglichen Jagdscheinentzug geht. Gravierender sind die Anhörungs- und Mitwirkungsrechte bei Entscheidungen von Politik und Verwaltung – also bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des Jagdrechts. Da wird es auch um Finanzen und um die Zukunft der Jagdabgabe gehen. Mal abwarten, was daraus wird – vor allem, ob die Mittel im Interesse derer eingesetzt werden, die sie mit dem Lösen des Jagdscheins zu bezahlen haben. 

Jeder Verband hat unterschiedliche Zielsetzungen und Interessen – der Landesjagdverband oder dessen Dachverband DJV und der Ökologische Jagdverband sowieso. Berufsverbände spielen wiederum eine eigene Rolle. Es ist absehbar, dass hier mögliche Gegensätze zugespitzt und Minderheiteninteressen gegen die Interessen der über 80 Prozent jener Jäger ausgespielt werden, die im Landesjagdverband organisiert sind. Das spielt Kräften in die Hand, die der Jagd nichts Gutes wünschen.

Die amtlich veränderte Einflussmöglichkeit kann nicht im Sinne der Jagd sein. Und diejenigen, die auf vermeintlich ökologische Jagdgesetze drängen, handeln nun einmal nicht im Sinne von Eigentümern, Bewirtschaftern und Nutzern, sondern formulieren auf eigene Faust (und eigene Rechnung) das, was sie den „Wunsch der Menschen und der Gesellschaft“ nennen, auf den sie sich dann berufen. Solchen Zielsetzungen wird der ländliche Raum zunehmend politisch untergeordnet. Erst wurden hartnäckig die Gesetze gegen die Betroffenen geschaffen und beschlossen, nun werden sie mit gleicher Energie und Praxisferne umgesetzt – Stück für Stück. Das fordert auch in Zukunft starke Verbände und damit starken Rückhalt für Persönlichkeiten, denen es tatsächlich um die Sache geht.