Sauenjagd im Tierschutz-Paradies

Sauenjagd im Tierschutz-Paradies

Natur ohne Jagd: Dass dieses Konzept nicht ohne weiteres umzusetzen ist, das beweist das brandenburgische Schutzgebiet Döberitzer Heide. Hier mussten 250 Sauen geschossen werden.

Bache mit Frischlingen
Bache mit Frischlingen

Der nächste schlagende Beweis gegen die These, dass sich die Natur ohne Jagd ganz von alleine regelt: In der Döberitzer Heide wurden jetzt an die 250 Sauen geschossen. Das strenge Jagdverbot in „Sielmanns Naturlandschaft“ war einfach nicht durchzuhalten – und auch nicht die Hoffnung, dass es die Wölfe schon richten werden.

Die nach dem berühmten Tierfilmer Heinz Sielmann benannte Naturlandschaft auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz vor den Toren der Bundeshauptstadt sollte eine Art Garten Eden werden, in dem Fauna und Flora in perfekter Harmonie gedeihen. Aber wie in nahezu allen anderen Schutzgebieten hat die Realität die schönen Träume eingeholt – vor allem mit einem veritablen Sauenproblem.

Bewiesen scheint: Die Schweine vermehren sich auch dann explosionsartig, wenn sie nicht geschossen werden. Jäger wissen das zwar schon länger, aber in manche Köpfe wollten solche Wahrheiten lange nicht hinein. So gleicht die nun als letztes Mittel durchgezogene Intensivjagd einem Offenbarungseid der Jagdgegner-Fraktion. 

Mit 13 Schweinen pro 100 Hektar gleicht die Strecke eher den Ergebnissen von Feudaljagden, die Tierrechtler wütend „Mörder“ schreien lassen. Nur, es ging nicht anders, sagen die verantwortlichen Forst-Fachleute. Die Schweine vermehren sich nämlich in den Mastjahren explosionsartig und ziehen in den Jahren dazwischen verrückt vor Hunger durch das dicht besiedelte und bewirtschaftete Umland des Schutzgebiets. 

Weil total abgemagerte Sauen ebenso kein guter Anblick sind wie verwüstetes Ackerland und ramponierte Vorgärten, musste nun die Notbremse gezogen werden. Ebenso klar: Die Hoffnung, dass demnächst Wölfe das Töten der überzähligen Schweine übernehmen, ist ebenfalls Utopie. Mit 1860 Hektar ist das Schutzgebiet viel zu klein für ein standorttreues Rudel. Und die hohen Gatterzäune müssen bleiben, damit die dort angesiedelten Wisente nicht ausbrechen und zum unkalkulierbaren Risiko werden.

Von Jagdgegnerschaft ist im Sielmann-Reservat übrigens nicht mehr viel zu spüren. Die Jagd, sagte Stiftungsvorstand Michael Beier zur Märkischen Allgemeinen werde auch künftig „ein wichtiger Bestandteil zur Durchsetzung von Naturschutzzielen“ sein.