Sauen-Bekämpfung im Nationalpark

Sauen-Bekämpfung im Nationalpark

Mal wieder Ernüchterndes aus der vermeintlich besseren Welt ohne Fleischkonsum und Jäger: Im Oder-Nationalpark wird die Schwarzwild-Jagd zu Schädlingsbekämpfung jenseits jagdlicher Anstandsregeln.

Bache mit Frischlingen
Bache mit Frischlingen

Die Ereignisse erinnern an die Vorgänge in der „Naturlandschaft Döberitzer Heide“. Auch dort galt die reine Lehre, dass die Natur sich auch ohne Jagd von selber reguliert. Bis die Jagdbehörde die Zwangsbejagung anordnete. Auch unter dem Eindruck halbverhungerter Schweine, die auf Nahrungssuche die Ortschaften rund ums Reservat des verstorbenen Star-Tierfilmers heimsuchten.

Im Nationalpark Unteres Odertal sind die im Wortsinn feuchten Träume von der Natur ohne Jagd schon länger ausgeträumt: Aus Angst um die Deiche – und damit aus Angst vor Flutkatastrophen – wurde die Schwarzwild-Jagd bereits im Jahr 2014 freigegeben. Jetzt wird sie unter dem Eindruck anhaltender Schäden weiter verschärft.

Wesentliche Neuerung: Einzelne Sauen werden mit GPS-Halsbändern besendert. So wissen die Schwarzwild-Bekämpfer genauer, wo die Schweine stehen. Bereits vor Jahresfrist, also noch vor der großen Schweinepest-Aufregung, wurden Abschussprämien von 20 Euro für jedes erlegte Stück Schwarzwild eingeführt. Und auch Saufänge sind im Nationalpark kein Tabu.

Hintergrund: Enorme Schäden von jährlich rund 500.000 Euro. Und akute Gefährdung der Hochwasser-Schutzdeiche. 30 Kilometer Deich wurden bereits mit Zäunen geschützt. Dass dies allein keine Lösung sein kann, ist den Verantwortlichen mittlerweile offensichtlich klar. Deshalb wird die ursprünglich im Schutzgebiet verpönte Jagd weiter forciert.

Unumstritten ist an der Oder zudem, dass das Sauen-Problem auch durch hehre Umweltschutz-Pläne verschärft wird: Wie fast überall im Land hat der Energiepflanzen-Anbau rund um den Nationalpark drastisch zugenommen. Ein reich gedeckter Tisch für die Schweine, die im Reservat wohl zu lange vor den Jägern sicher waren.