Rezension: Was bei der Jagd falsch läuft

rezension: „Was bei der Jagd falsch läuft“

Hochsitz
Hochsitz

Hut ab, das war fair: Die mit gemischten Gefühlen erwartete SWR-Doku zu Jagd und Jägern hat sogar mit dem Peta-Unsinn aufgeräumt, dass sich die Wildbestände ohne Jagd von selbst regulieren.

Der Titel ließ Ungemach erwarten: „Durchgeknallt – Was bei der Jagd falsch läuft“ (wir berichteten). Aber im Verlauf der SWR-Sendung kamen nur wenige Jäger schlecht weg: Vor allem jene, die Schießübungen für unnötig halten und dann als miese Schützen die Munition für die Jagdgegner liefern. Gegen solche Kritik gibt es nichts zu meckern.

Dass auch als „Sauen-Puff“ berüchtigte Jagdgatter und deren zahlende Gäste ihr Fett abbekommen haben, mag Betroffene schmerzen. Nur wird niemand bezweifeln, dass dies nicht die Art von Jagd ist, die der großen Jäger-Mehrheit das Herz aufgehen lässt.

Dafür ließ Autor Lutz Wetzel, selber Jäger und DJV-Journalistenpreisträger, den Peta-Pressesprecher auflaufen, dass es eine Freude ist: Vor allem mit dem Beispiel vom schweizerischen Kanton Genf, in dem die Jagd per Volksabstimmung verboten ist und laut Peta dennoch kein Wildproblem besteht. Tatsächlich gehen dort seither Berufsjäger auf die Pirsch – auf Steuerzahlers Kosten.

Sogar einen Forstmann, der zur Jagd steht, hat der SWR gefunden: Hubert Kapp aus dem Schwarzwald, einen engagierten Nachsuche-Spezialisten. Bar jeder „Wald vor Wild“-Ideologie erklärt der, warum Jäger ihr Handwerk üben müssen und warum große Drückjagden auf Sauen Sinn machen, obwohl sie in der Tierrechte-Szene als Massenmord gelten. Und er wagt in einem Nebensatz sogar gewisse Zweifel an der Waidgerechtigkeit bleifreier Büchsenpatronen.

Natürlich war der Film kein lupenreines Loblied auf Jagd und Jäger. Sondern einer, der auch die schwarzen Schafe ins Visier nimmt. Aber sauber gemacht, mit reichlich Raum für Erklärungen der Angegriffenen. Und mit einem Blickwinkel, der dem Waidwerk eine Perspektive gönnt.

Überraschend nur, dass sich der aus unzähligen Talkshows erfahrene Textilunternehmer Wolfgang Grupp auf dünnes Eis begibt, wenn er per Hubschrauber zum Filmtermin ins Allgäu eingeflogen kommt, um seine Rotwildhege im rotwildfreien Bezirk zu erklären. Dass 400 Hektar für eine Gebirgsjagd eigentlich ziemlich mickrig sind, ist Laien vor solcher Kulisse wohl kaum aufgefallen. Aber dass Herr Grupp nicht auf den Schießstand geht, weil er auch so immer trifft, wird sich der Zuschauer merken – vor allem der jagdlich abgeneigte.

Hier ein Link zur Mediathek des SWR und der Dokumentation: Hier klicken.