Politiker beim Thema Wölfe zunehmend unter Druck

Politiker beim Thema Wölfe zunehmend unter Druck

Beim Treffen der Umweltminister im brandenburgischen Bad Saarow ist es jetzt zu heftigen Protesten gekommen.

Wolf
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In Sachen Wölfe ist die Ratlosigkeit der Umweltminister von Bund und Ländern mit Händen zu greifen. Vor allem in Städten jubeln Naturfreunde über die Rückkehr der Wölfe, während auf dem Land mittlerweile die Angst vor Attacken wächst und sich Landwirte massiv um ihre Nutztiere sorgen (wir berichteten). Doch die Politik will es sich mit keiner der Seiten völlig verderben, zumal auch noch im September Bundestagswahlen anstehen. Und was macht ein Minister, wenn er nicht mehr weiter weiß? Er gründet eben ’nen Arbeitskreis…

So geschehen Ende vergangener Woche auf der gemeinsamen Umweltministerkonferenz im brandenburgischen Bad Saarow. Die Ressortchefs vereinbarten dort nach eigenen Angaben „zur Unterstützung weiterer Diskussionen“ die Einrichtung einer länderoffenen Arbeitsgruppe auf Amtschefs- beziehungsweise Staatssekretärsebene mit Beteiligung des Bundes. Die AG solle sich mit den Themen „Günstiger Erhaltungszustand des Wolfs“ und „Definition und Umgang mit Problemwölfen“ befassen und ihren Bericht zur nächsten Umweltministerkonferenz in Potsdam vorlegen. 

Im Klartext heißt dies: Die Wölfe können sich in Deutschland zunächst weiter ungehindert ausbreiten. Dabei soll es allein in Brandenburg bereits 22 Rudel geben, geschätzt 200 einzelne Raubtiere – eine Zahl, die etwa der dortige Landesjagdverband für absolut ausreichend hält. In anderen Wolfsländern wie Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen ist die Entwicklung ähnlich. Der Wolf kommt schneller und massiver zurück, als viele Politiker zunächst gedacht hatten. Es scheint daher nur eine Frage der Zeit, bis die Lage vollends eskaliert. 

Nahezu täglich wird in den Medien über Vorkommnisse mit Wölfen berichtet, wobei in Deutschland glücklicherweise bislang noch kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Derweil klagen viele Jäger über negative Veränderungen in ihren Revieren und vor allem Landwirte schlagen zu Recht Alarm. Sie nutzten die jüngste Umweltministerkonferenz, um noch einmal ordentlich Druck auf die Politik zu machen. 

Der Schutz der Weidetierhaltung müsse Kernanliegen des Naturschutzes werden und dürfe nicht dem Wolfsschutz untergeordnet werden, hieß es in einer Resolution, die mehrere Verbände an die Umweltministerkonferenz richteten. Und der Bauernverband beklagte, dass allein im vergangenen Jahr laut amtlicher Statistik 700 Weidetiere von den rund 70 Rudeln und Paaren in Deutschland getötet worden seien. Wenn nicht rechtzeitig eingeschritten werde, könne man das Problem nur noch sehr schwer in den Griff bekommen.

Für Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ist eine begrenzte Abschussfreigabe der richtige Weg.

Recht hat der Verband. Rückenwind erhält er dabei von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Der CSU-Politiker saß in Bad Saarow zwar nicht mit am Verhandlungstisch. Aber er nutzte die Gelegenheit, um zeitgleich via Interview erneut zu fordern, Wölfe in Deutschland in begrenztem Umfang abschießen zu lassen. Eine solche Abschussfreigabe sei der richtige Weg, damit der Wolf weiterhin ohne Konflikte im Bundesgebiet existieren könne. Der Wolf habe keine natürlichen Feinde hierzulande. Daher müsse der Mensch die Ausbreitung einschränken. Das gelte vor allem für Regionen mit viel Weidehaltung, so Schmidt weiter. 

Seine Berliner Ministerkollegin Barbara Hendricks hält davon wenig, wie sie in Bad Saarow zu erkennen gab: „Der Wolf kann nicht zur Jagd freigegeben werden.“ Tierhaltern müsse aber mit Zäunen oder Herdenschutzhunden geholfen werden, so die SPD-Umweltministerin weiter. Dass solche Maßnahmen das Problem bestenfalls etwas mildern, aber nicht wirklich lösen können, haben die Proteste anlässlich der Ministerkonferenz einmal mehr bestätigt.

Was tun? Natürlich muss das geltende Artenschutzrecht von allen Beteiligten respektiert werden. Aber solche Regelungen sind keine letzten Weisheiten. Politiker können und müssen sie auf nationaler und internationaler Ebene juristisch anpassen, wenn sich die Wirklichkeit grundlegend ändert. Und dies heißt für das dicht besiedelte Deutschland beim Thema Rückkehr der Wölfe: Weg von blauäugiger Naturschutzideologie, hin zu vernünftig regulierten Bestandsgrößen, mit der Wolfsfreunde, Tierhalter, Jäger und alle anderen Bürger politisch gleichermaßen gut leben können.

Einen umfangreichen Überblick über das Thema Wolf finden Sie auch hier in unserem Wolfsticker: Hier klicken!