Parteien-Poker um den BJV

Parteien-Poker um den BJV

Hauen und Stechen im Landesjagdverband Bayern: Die CSU treibt die Sorge um, dass das Präsidentenamt diesmal nicht aus ihren Reihen besetzt wird.

Bayerische Kapelle im Winter.
Bayerische Kapelle im Winter.

Nach dem unrühmlichen Abgang des BJV-Präsidenten und ehemaligen CSU-Landtagsabgeordneten Jürgen Vocke sucht die Führung des knapp 50.000 Mitglieder zählenden Vereins zur Normalität zurück zu finden (siehe Presseerklärung hier). Aber in Wahrheit tobt hinter den Kulissen ein Machtkampf über den Kreis der Jägerschaft hinaus. 

Womöglich die schlimmste Bedrohung aus Sicht der Betroffenen: Aktuell ist Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert als Kandidat für den Präsidentenposten im Gespräch. Und Weigert ist bei den Freien Wählern, die in Bayern zwar gemeinsam mit der CSU regieren, aber mit der Jagdpolitik des Forstministeriums regelmäßig gar nicht zufrieden sind. 

Parole hinter den Kulissen: Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler und Wirtschaftsminister, will seinen Staatssekretär auf dem Jäger-Posten, um mehr Druck auf die Forstpolitik – und damit auf den Koalitionspartner – auszuüben. Wahr ist: Das Gefühl, dass der viel kleinere Ökologische Jagdverband (ÖJV) im Forstministerium seit Jahrzehnten das Sagen hat, ist unter bayerischen Jägern weit verbreitet. Noch-Präsident Vocke habe das trotz seiner „CSU-Gene“ nicht verhindern können. 

Wahr ist auch, dass deutliche Kritik am staatlichen Jagdwesen in der Vergangenheit weit eher von Aiwanger zu hören war als vom Jäger-Präsidenten und den Jagdscheininhabern in der CSU-Landtagsfraktion. Das gilt auch für den CSU-Landtagsabgeordneten Alexander Flierl, der neuerdings als Krisen-Kandidat für die Nachfolge Vockes gehandelt wird. 

Wenn es nach der Verbandsspitze um Vocke ginge, wäre jedoch auch der Oberpfälzer CSU-Mann Fierl ziemlich chancenlos. Dort hat man sich offenkundig auf den bisherigen Vizepräsidenten Thomas Schreder eingeschworen. Er ist hauptamtlicher Presse-Chef beim BJV, zugleich Geschäftsführer der kommerziellen BJV Service GmbH – und saß auch schon mal für die CSU im Landtag. 

Einschlägige Vorbehalte weist Schreder zurück: Dass er bei den Vorgängen, die zu staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Vocke führten, mit im engsten BJV-Führungszirkel saß, kommentiert der Diplom-Biologe mit dem Eingeständnis, dass die Präsidiumsmitglieder „nur einen sehr beschränkten Einblick in die Entscheidungsfindung vor den Präsidiumssitzungen“ gehabt hätten. 

Ohne Zweifel sucht Schreder zudem in der jüngeren Vergangenheit klare Distanz zum Staatsforst. Zuletzt, als er anwaltlich gegen Falschbehauptungen der Berchtesgadener Nationalpark-Verwaltung vorging. Es drehte sich dabei um den Verdacht, dass führende Hirschkühe erlegt worden seien – und um die Darstellung, auch die BJV-Teilnehmer hätten nach einem Ortstermin bestätigt, „dass der Nationalparkverwaltung keinerlei Fehlverhalten nachgewiesen werden könne“.  

Während Schreder mit solchen Aktionen bei den Forst-Kritikern im Verband punktet, hat Überraschungskandidat Alexander Flierl womöglich bei den Jägern einen Stein im Brett, die seit vielen Jahren über Klüngel an der Verbandsspitze murren: Der CSU-Abgeordnete kommt aus dem BJV-Bezirk Oberpfalz. Und der gehörte zu den treibenden Kräften gegen Vockes gescheitertes Ansinnen, jenen Wirtschaftsprüfer auszuwechseln, der mit seinen Zweifeln an der BJV-Kassenführung den Stein ins Rollen brachte.