Nicht nur der Milchpreis verfällt

Nicht nur der Milchpreis verfällt

In einigen Regionen Deutschlands kostet die Milch weniger als Tafelwasser. Ein Bauer muss dort fünf Liter Milch verramschen, um einen Liter Diesel-Sprit zu kaufen. Das bringt die ländlichen Räume und Kulturlandschaften weiter in Gefahr – und damit auch die Jagd.

Schuldfragen werden in der akuten Krise reichlich gestellt. Selten ist jedoch die zutreffende Antwort zu hören, dass die Ideologie des Wachsens oder Weichens zumindest auf dem Feld der Landwirtschaft gescheitert ist. Es ist mitnichten so, dass die gern gescholtene Agrar-Industrie keine Probleme hat und die Familienbetriebe keine Chance. In Wahrheit sind die Milchpreise in Regionen mit überschaubaren Strukturen besser – wenn auch nicht gut genug.

Dort etwa, wo die Milch noch gut genug ist für hochwertige Käsesorten, ist der Preisverfall weniger bedrohlich. Für Bergkäs aus den Alpen etwa sind die Verbraucherpreise nicht gefallen, sondern sehr stabil. Das bedeutet auch: Verzicht auf Silofutter und Festhalten am Weideland rechnen sich besser als artfremde Haltung in riesigen Stallungen. Fragwürdig wird in Wahrheit die Steigerung der Mengenproduktion um jeden Preis.

Die Verbraucher, zumal jene aus den Städten, lieben zudem jene Landschaften, die sie mit glücklichen Kühen in Verbindung bringen. Dass sie diese heile Welt nicht mehr wiedererkennen werden, wenn die traditionelle Landwirtschaft am Ende ist, wird ihnen erst allmählich klar. Sie werden sich an die endlosen Maisfelder gewöhnen müssen, als Folge einer Energiewende, die Naturzerstörung ebenso hinnimmt wie zunehmende Entwertung unserer Lebensmittel.

Bauernwiesen wie es sie hie und da noch gibt, sind ein wesentlicher Lebensraum für wilde Tiere – von den Bienen bis zum Brunfthirsch. Und Nahrungsgrundlage für beste Agrarprodukte – von richtig guter Milch bis zur Hohen Rippe vom Weideochsen. Warum, zum Teufel, muss Rindfleisch aus Japan oder Lateinamerika kommen, um richtig gute Ladenpreise zu erzielen?

Warum haben so viele Imker Probleme, richtig guten Honig zu einigermaßen anständigen Preisen zu vermarkten? Wo die Bienen doch aussterben in den Energiepflanzen-Wüsten.

Sicher scheint, dass sich – neben den meisten Menschen – allenfalls noch die Sauen wohlfühlen in einer derart misshandelten Natur. Und dass das Unbehagen an der Massentierhaltung für das Gros der Zeitgenossen an der Supermarkt-Kasse endet. Nicht unerwähnt darf da bleiben, dass vegane Lebensart die Probleme für Landwirtschaft und Landschaft ebenso verschärfen wird wie die für die Umwelt bedenklichen Lebensmitteltransporte rund um unseren Globus.

Jägerinnen und Jäger werden sich womöglich irgendwie arrangieren mit dem drohenden Wandel. Aber dies wird eine Jagd befördern, die weniger auf Nachhaltigkeit und Hege ausgerichtet ist. Die sich unter dem Druck der allgemeinen Ahnungslosigkeit weiter zur Schädlingsbekämpfung degradieren lässt. Längst sind wir ja schon dabei, auch den Wald nur unter dem Vorzeichen des kommerziellen Nutzens zu begreifen – und nicht als Lebensraum für Mensch und Tier.

 Die Natur und den Artenschutz hat solcher Trend bisher jedenfalls nicht vorangebracht. So wahr schon über die perverse Idee nachgedacht wird, ob Milch vielleicht zum Autofahren taugen könnte. Auch das könnte sich irgendwie rechnen, aber sicher nicht für die Natur, für die Bauern und den Rest der Menschheit.