Mit Wölfen auf Touristenjagd

Mit Wölfen auf Touristenjagd

Wölfin mit Welpe im Fang
Wölfin mit Welpe im Fang

Taugen Deutschlands heimgekehrte Wölfe als Touristen-Magnet? In der Lausitz und auch in Niedersachsen gibt es da große Hoffnungen. Auch mit Blick nach Skandinavien und die dortigen Raubtier-Streichelzoos. Aber aus dem Norden kommen nicht nur Erfolgsgeschichten.

Die Allgäuer Zeitung, deren Verbreitungsgebiet offiziell noch als „Wolfserwartungsland“ gilt, hat in anderen Tourismus-Regionen recherchiert und Widersprüchliches herausgefunden: Im Landkreis Celle etwa gab es Abbestellungen von Feriengästen nach den Meldungen, dass ein Wolf eine Frau verfolgte, die mit Hund und Kinderwagen einen Spaziergang unternahm.

Andere Vermieter empfinden den Wolf als Glücksfall, als Signal für eine intakte Natur – bis hin zu Nachtwanderungen zum Wölfe-Gucken. Und mit jährlich über 40.000 Besuchern im Wolfcenter von Dörverden, nicht weit von Bremen.

Wolfcenter-Gründer Frank Faß gehört nicht zu den blauäugigen Fans: „Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, wenn es um den Wolf geht“, sagte der ausgewiesene Experte der Allgäuer Zeitung. Er kennt die Probleme der Nutztierhalter und weiß wohl auch, wie schnell die Stimmung kippen kann, wenn sich die Raubtiere mal nicht an das Vorurteil halten, dass sie völlig ungefährlich seien.

Den Fall der Frau mit Kinderwagen und Hund gab es fast identisch auch in Schweden: Dort, nicht weit von Stockholm, endete die Wolfsbegegnung mit dem Tod des Hundes und die junge Mutter riss ihr Baby in Panik aus dem Kinderwagen, nachdem einer der Wölfe diesen attackierte. Die Landstriche, in denen Pferdefreunde aus Angst vor den Wölfen nicht mehr ausreiten, werden immer mehr.

Andererseits gibt es in Skandinavien tatsächlich auch einen florierenden Raubtier-Tourismus – bis hin zum Zungenküssen mit den Wölfen im Zoo von Bardu in Nordnorwegen gleich am Polarkreis. Sehr beliebt, obwohl rund 160 Euro pro Person nicht gerade als Sonderangebot durchgehen. Originalton aus der offiziellen Tourismus-Werbung: „Zur Begrüßung geht man in kleinen Gruppen zum Wolfsrudel. Die Wölfe kommunizieren an liebsten mit der Zunge – man muss also mit einem innigen Kuss rechnen…“ Für Zweifler hier ein Video zum Event:

Ein richtig böses Ende nahm die Tierpark-Knutscherei auch schon: Vor vier Jahren zerrissen Wölfe im schwedischen Tierpark Kolmården bei Stockholm ihre Pflegerin. Seitdem ist dort Schluss mit Kuscheln und Besucher dürfen nicht mehr wie früher ins Gehege. Und es kam heraus, dass es schon vor dem Todesfall reichlich Zwischenfälle gab, auch mit Besuchergruppen.

Wahr ist zudem: Auch den Fernsehzuschauern in Deutschland wurden schon Bilder von gezähmten Wolfshund-Mischlingen untergejubelt, um die Ungefährlichkeit der wilden Wölfe zu belegen. Wir meinen: Der Wiederansiedlung der Raubtiere wird damit ein Bärendienst erwiesen. So wahr die Natur kein Streichelzoo ist.