„Mit dem Tod posiert“: Politiker wegen Jagdfoto am Pranger

„Mit dem Tod posiert“: Politiker wegen Jagdfoto am Pranger

Der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz (Sachsen-Anhalt) muss sich für ein fünf Jahre altes Foto rechtfertigen.

Für Christian Thieme war das keine allzu schöne Woche. Der Oberbürgermeister der Stadt Zeitz in Sachsen-Anhalt musste über sich in der Zeitung lesen, er habe „mit dem Tod posiert“ und einen „pietätlosen Triumph“ ausgekostet. Was der Anlass für diese Aufregung war? Ein fünf Jahre altes Jagdfoto.

„Zeitzer OB Christian Thieme posiert mit dem Tod“, titelte die Mitteldeutsche Zeitung, nachdem in einer Facebook-Gruppe ein Bild aufgetaucht war, das den CDU-Politiker mit einem erlegten Kudu zeigt. Thieme bestätigte gegenüber der Zeitung, den Kudu-Bullen auf der Farm eines Onkels in Namibia geschossen zu haben – und zwar im Jahr 2012. Das war lange, bevor er im Mai 2016 das OB-Amt in Zeitz übernahm.

Der alles andere als schrecklichen Geschichte zu dem Bild räumt der Zeitungsbericht dann sogar viel Raum ein: So wird laut Thieme auf der namibischen Farm mindestens einmal pro Woche zur Fleischbeschaffung ein Tier dieser Größe geschossen. Nicht zuletzt für die Farmarbeiter sei das Fleisch ein wertvolles Nahrungsmittel. Außerdem gehe das Posieren mit dem erlegten Stück, wie auf dem Foto zu sehen, auf den jagdlichen Brauch zurück, dem Tier die letzte Ehre zu erweisen.

Foto: Wikipedia / Dieter Mittenzwei, Christian Thieme, CC BY-SA 3.0 DE
Foto: Wikipedia / Dieter Mittenzwei, Christian Thieme, CC BY-SA 3.0 DE

Nachvollziehbare Beweggründe, möchte man meinen. Nicht jedoch für die Mitteldeutsche Zeitung. In einem Kommentar unter der Überschrift „Pietätloses Triumph-Foto“ bezieht der Verfasser klar Stellung: „Man muss seinen Triumph nicht auf diese Art und Weise zeigen. Oder gar Macht und Überlegenheit demonstrieren.“ Und auch Reaktionen ihrer Leser dokumentiert die Zeitung: „Pfui, einfach nur zum Spaß ein Tier zu erschießen. Er sollte sich was schämen“, habe es da beispielsweise geheißen. Oder auch: „Geht gar nicht.“

Dass andere Leser ihren Oberbürgermeister verteidigten oder auch von einer heuchlerischen Diskussion sprachen, verschweigt der Bericht zwar nicht. Dennoch dürfte das groß angeprangerte „Posieren mit dem Tod“ in so manchem Kopf noch länger hängen bleiben. Ein zweifelhafter Triumph für die Zeitungsmacher!