Mehr Staatswald für den Käfer

Mehr Staatswald für den Käfer

Der Nationalpark Harz verlagert den sogenannten „Sicherungsstreifen“, auf dem der Borkenkäfer aktiv bekämpft wird, in die angrenzenden Staatsforsten. So werden 2.800 Hektar zusätzlich der Natur überlassen – Schalenwild wohl ausgenommen.

Borkenkäfer unter der Rinde
Borkenkäfer unter der Rinde

Nach den zunächst bitteren Erfahrungen im ältesten deutschen Wald-Nationalpark Bayerischer Wald wird im Harz auf einer 500 Meter breiten Schneise rund ums Schutzgebiet aktive Borkenkäfer-Bekämpfung betrieben. Anders ist die sich selbst überlassene Natur den Besitzern der angrenzenden Wirtschaftswälder nicht vermittelbar – in Bayern nicht, und offenbar auch nicht in Niedersachsen.

Im Harz wird der Käferschutz nun in den angrenzenden Staatswald ausgelagert. „Weitere 2.800 ha Nationalpark-Wald können so bis 2022 in eine natürliche Waldentwicklung überführt werden,“ freut sich die Nationalparkverwaltung über die Aussicht auf mehr Urwald: „Strukturreicher Naturwald mit jungen und alten Bäumen, Totholz und Baumnachwuchs.“

Niedersachens Landesregierung hatte im vergangenen Jahr beschlossen, 10 Prozent der Waldflächen im Lande aus der wirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und dort „natürliche Waldentwicklung“ zuzulassen. Dazu zählt nun auch die jetzt in den Staatswald verlagerte Käfer-Pufferzone.

Natur Natur sein lassen – auch beim Schalenwild?

Ob das Motto „Natur Natur sein lassen“ auch fürs Schalenwild gilt, steht auf einem anderen Blatt. Wegen ihrer Reduktionsjagden, bei denen auch schon reichlich Einser-Hirsche auf der Strecke lagen, ist die Nationalparkverwaltung wiederholt in die Kritik geraten. Auch mit dem Vorwurf, dass damit der sogenannte „Waldumbau“ mit Laubbaum-Präferenz durchgesetzt werden soll.

Im Bayerischen Wald kommt das Rotwild in Wintergatter, um Schäl- und Verbissschäden in Grenzen zu halten. Proteste von Anhängern der reinen Natur-Lehre haben die dort zuständigen Forstminister so wenig beeindruckt wie die Forderungen nach Waldumbau im Turbo-Tempo. Zumal nicht nur im Freistaat zu beobachten ist, dass sich Nadelbäume in Höhenlagen auch „ganz natürlich“ durchsetzen. Sogar zum Nutzen der Artenvielfalt von Fauna und Flora.