Maßnahmen gegen den Wolf werden immer teurer und skurriler

Maßnahmen gegen den Wolf werden immer teurer und skurriler

Wolf
Wolf

Es ist ein außergewöhnliches Foto, welches der Tagesspiegel aus Berlin publiziert hat. Ein Wolf ist, deutlich sichtbar, in eine Fotofalle getappt. Das Besondere daran? Die Wildkamera ist in Glindow bei Potsdam, also innerhalb des Berliner Autobahnrings, positioniert. Wie der Tagesspiegel berichtet, bezeichnet der ehrenamtliche Wolfsbeauftragte Kay-Uwe Hartleb die Sichtung als bemerkenswert, da es das erste Mal sei, dass das Vorkommen eines Wolfs innerhalb des Rings dokumentiert werden konnte.

Jedoch zeigen sich nicht alle Naturfreunde begeistert über die vermehrten Wolfssichtungen, besonders dann nicht, wenn sie in direkter Nähe zu Nutztieren oder Siedlungen vorkommen. So äußerte sich der Jagdpächter Wolfgang Brückner, dem der Schnappschuss gelang, besorgt: „Der Wolf kommt den Menschen immer näher.“ Grund zur Sorge besteht vor allem, da der Wildbestand in einigen Regionen durch den Wolf bereits drastisch reduziert wurde. Brückner fragt sich außerdem, was passieren wird, sobald die Wölfe nicht mehr ausreichend Wildtiere als Futter hätten. Auch die Anzahl der Wölfe und im Besonderen das Wachstum der einzelnen Rudel lässt den Jagdpächter an der Politik zweifeln. In der Region waren in der Saison 2013/2014 nur 90 Tiere ansässig, inzwischen ist die Rede von bis zu 200.

Goldenstedter Wölfin schlägt erneut zu

Das Thema Wolf betrifft schon lange nicht mehr nur vereinzelte Regionen sondern ist bundesweit ein wichtiges Thema. Ein Schäfer, der besonders von Wolfsattacken und den vorgeschriebenen Abwehrmaßnahmen betroffen ist, ist Tino Barth aus Niedersachsen. Bei dem letzten Angriff der Goldenstedter Problemwölfin, die bereits mehrfach auffälliges Verhalten an den Tag gelegt hat und für über 100 Nutztierrisse verantwortlich sein soll, verlor Barth laut einem Bericht der Welt 13 teils hoch prämierte Schafe. Der Schäfermeister kann die Untätigkeit der Politik nicht nachvollziehen und fordert Taten: „Ich begrüße jede Lösung – das kann auch eine Entnahme sein, in welcher Form auch immer.“ Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. FDP und CDU haben bereits vor Wochen im Landtag einen Antrag auf Abschuss des Wolfes gestellt. Auch der Wolfsexperte Frank Faß fordert die Entnahme des Tieres: „Die Wölfin von Goldenstedt hat gelernt, auch hohe Elektrozäune zu überwinden. Es muss eine Option geben, dieses Tier zu entnehmen.“

Im Gegensatz dazu sieht der Naturschutzbund NABU den Wolf lediglich als „Rückkehrer in sein ehemaliges Verbreitungsgebiet“. Er sei damit „ein natürlicher Bestandteil unserer Ökosysteme“. Der NABU-Wolfsexperte Markus Bathen behauptet laut Welt sogar, dass man sich über den Wolf freuen solle, da dieser die oft zu hohen Wildbestände reduziere. Er agiere somit lediglich als „Gesundheitspolizist“. Tino Barth kann mit den wirren Ansichten der Naturschützer sicherlich wenig anfangen. Obwohl er einen Stromzaun mit 8.800 Volt besitzt, der sogar höher als vorgeschrieben ist, und sich zusätzlich drei Esel und Herdenschutz-Hunde angeschafft hat, schlägt der Wolf immer wieder zu.

„Als Nächstes soll ich mir bestimmt einen Affen anschaffen“

Wie die Hamburger Morgenpost berichtet, hat Barth im aktuellen Jahr bereits über 20.000 Euro für Schutzmaßnahmen gegen den Wolf ausgegeben. Hinzu kommen die neu angeschafften Herdenschutz-Hunde, die bis zu 5.000 Euro pro Tier kosten. Zwar bekommt der Schäfer davon 80 Prozent ersetzt, alle zusätzlichen Kosten für Unterbringung, Spezial-Hänger oder Futter müsse er allerdings selber tragen. Ein weiteres Problem: Die Schutztiere verstehen sich untereinander nicht. Die Esel geben Alarm, sobald sie die Schutzhunde sehen, da sie diese mit Wölfen verwechseln. Die Hunde meiden die Esel und die Schafe wirken seit dem neuesten Angriff, bei dem neben den getöteten Tieren noch weitere 20 schwer verletzt wurden, apathisch und verängstigt den Hunden gegenüber.

Laut dem Bericht der Morgenpost hätte Barth nicht erwartet, in seinem Beruf einmal so viele Umstände durch den Wolf ertragen zu müssen. Was ihm bisher nicht abhanden gekommen ist, ist sein Galgenhumor. Die Politik rund um den aktuellen Wolfsschutz ist für ihn ein reiner Zirkus: „Als Nächstes soll ich mir bestimmt einen Affen anschaffen. Der kann anrufen, wenn ein Überfall durch den Wolf droht.“