Märchenstunde in Brüssel und Berlin

Märchenstunde in Brüssel und Berlin

Im Europaparlament sammelt eine Jagdgegnerin Unterschriften für einen „Jagd ist böse“-Brief an US-Präsident Trump. Auch das deutsche Umweltministerium tat sich in dieser woche unrühmlich hervor.

Löwen in der Wildnis
Löwen in der Wildnis

Die britische Europaabgeordnete Catharine Bearder hat einen Brief an US-Präsident Donald Trump entworfen, den sie wie Sauerbier ihren Kolleginnen und Kollegen im Parlament zur Unterschrift anbietet. Es ist derzeit nicht bekannt, wie viele Abgeordnete unterschrieben haben.

Die legale Jagd trage zum Niedergang der Elefanten in Afrika bei und bringe nichts für den Naturschutz, so heißt es im Brief. Jagd störe nur und müsse deshalb dringend gestoppt werden. Im Übrigen sei bewiesen, dass die legale Jagd den Elfenbeinschmuggel befördere. Den Beweis für diese absurde Behauptung bleibt das Mitglied des Europaparlaments allerdings schuldig.

Zu Recht bezeichnet FACE, der Zusammenschluss der europäischen Jagdverbände, den Brief als irreführend und fehlerhaft. Im Hinblick auf den Empfänger hätte man auch weniger diplomatisch von „fake news“ sprechen können.

Hintergrund der etwas konfusen Initiative ist eine in Vorbereitung befindliche neue Regelung der USA, die Trophäenimporte bestimmter Wildarten einer Einzelfallprüfung zu unterziehen. Genauso verfährt die Europäische Kommission. Zur Zeit gilt noch ein von der Obama-Regierung verhängter temporärer Importstopp von Löwen- und Elefantentrophäen. Frau Bearder wünscht sich offenbar ein dauerhaftes Einfuhrverbot der USA für Jagdtrophäen.

Offenbar redet die abgeordnete Bearder lieber über Afrikaner als mit ihnen

MdEP Bearder ist Abgeordnete der Liberaldemokraten, einer Minipartei, die gerade einmal 6,6 % der Wähler bei den letzten Europawahlen überzeugen konnte. In Brüssel hat sie sich den Kampf gegen die Jagd auf ihre Fahnen geschrieben und bringt immer wieder Anträge zum Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen auf den Weg.

Interessanterweise schrieb Frau Bearder ihren Brief, während afrikanische und europäische Entscheidungsträger in einer Veranstaltung im Europaparlament genau über diese Themen diskutierten. Für Bearder war ein Platz auf dem Podium vorgesehen, doch sie hatte gekniffen. Offenbar redet sie lieber über Afrikaner als mit ihnen. Hätte sie ihnen einmal zugehört, dann hätte sie erfahren, dass nachhaltige Jagd das Überleben Hunderttausender von Wildtieren in Afrika sichert. Gleichzeitig trägt sie zum Lebensunterhalt armer Menschen in benachteiligten Gebieten bei. Jagdverbote sind hingegen kontraproduktiv.

Allerdings erzählt nicht nur Frau Bearder Märchen, wenn es um die Jagd geht. In gleicher Weise hat sich diese Woche das deutsche Umweltministerium in Berlin mit einer Märchenstunde hervorgetan. In einer Presseerklärung zeichnete das BMU das Schreckensszenario eines Afrikas ohne Löwen. Um die Tiere zu retten, werde das Ministerium weiterhin für die stärkere Regulierung und Kontrolle der Trophäenjagd auf Löwen kämpfen. 

Der DJV konterte, es sei ein Märchen, dass die Jagd heutzutage ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Löwen-Bestände in Afrika ist. In den meisten Staaten Afrikas sind die Löwen auf der Verliererseite, weil ihre Lebensräume schwinden, Menschen sie vergiften oder abschießen wegen Verlusten an Eigentum und Leben und weil sie gewildert werden. Die Trophäenjagd auf Löwen ist fast überall nachhaltig. Sie sichert wichtige Löwenhabitate und erhöht die Akzeptanz bei der ländlichen Bevölkerung.

Das bundesumweltministerium und seine ideologische orientierung in sachen auslandsjagd

Indem das Umweltministerium seinen Kampf gegen die nachhaltige Jagd als seinen wichtigsten Beitrag zum Löwenschutz hervorhebt, verschleiert es, so der DJV, nur seine eigene Ideenlosigkeit und seine ideologische Orientierung in Sachen Auslandsjagd.

Dass dieses jagdpolitische Signal kurz vor der Regierungsbildung gesetzt wird, ist sicher kein Zufall, sondern erscheint wie eine Positionsbestimmung für die nächsten vier Jahre. Der praktische Naturschutz in aller Welt hat vom deutschen Umweltministerium offenbar auch weiterhin wenig zu erwarten. Wichtig wäre deshalb, dass in Zukunft das BMU nicht allein bei Fragen der internationalen Jagd agiert. Nach der gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesregierung ist das Landwirtschaftsministerium an Entscheidungen zu beteiligen. Dies ist in der Vergangenheit oft nicht geschehen.