Löwenjagd im Gatter: Südafrika in der Kritik

Löwenjagd im Gatter: Südafrika in der Kritik

Der Berufsjägerverband PHASA hat das Abschießen von Löwen im Gatter als legitime Jagdart in seine Satzung aufgenommen.

Löwe eingezäunt
Löwe eingezäunt

Löwen züchten, im Gatter freilassen und dann totschießen: Mit dieser Methode verdienen Farmer in Südafrika Millionen. Jedes Jahr werden auf diese Weise 600 Löwen abgeschossen. Mit Jagd hat das nichts zu tun und der Internationale Jagdrat CIC genauso wie der Deutsche Jagdverband (DJV) haben schon oft gegen diese tierschutzwidrigen Praktiken protestiert. Eine internationale Kampagne von Tierschützern spricht von „canned shooting“ und „Blutlöwen“.

Doch in Südafrika ist die Praxis legal und die 300 beteiligten Farmen haben eine ganze Industrie um diese spezielle Form von Landwirtschaft und Tourismus aufgebaut. Wenn die Löwen noch klein sind, dann kommen zahlende Besucher und lassen sich mit den putzigen Streichellöwen fotografieren. Später kommen Schützen aus aller Welt und nehmen sich das Fell des Löwen mit nach Hause. Zu Hause in Texas oder Moskau kann man dann vor dem ausgestopften Zuchttier erzählen, wie man in der Wildnis dem gefährlichen König der afrikanischen Tierwelt mutig Auge in Auge gegenüberstand und ihn schließlich mit der nie fehlenden Großwildbüchse erlegte. Der Zaun des Geheges ist auf den Videos schließlich nicht zu sehen. Nichts lassen die Farmer verkommen. Knochen und andere Tierteile werden nach China verkauft und enden in der traditionellen asiatischen Medizin.

8.500 solcher Löwen gibt es in den Zuchtbetrieben. Offizielle Daten fehlen, aber eine interne wissenschaftliche Studie hat kürzlich festgestellt, dass die Industrie jedes Jahr 70 Millionen Euro wert ist. Die südafrikanischen Berufsjäger haben in der Vergangenheit heftig über das Pro und Kontra gestritten. Der Berufsjägerverband PHASA drohte, jedes Mitglied auszuschließen, das sich am Abschuss von Zuchtlöwen im Gatter beteiligte. Doch jetzt haben sich die Befürworter durchgesetzt. Auf seiner Jahreshauptversammlung am 22. November nahm der Verband das Abschießen von Löwen im Gatter als legitime Jagdart in seine Satzung auf. Alles was legal sei, sei auch ethisch, hieß es.

Der CIC hatte den Verband schon vorher vor einem solchen Schritt gewarnt. Präsident Aman: „Eine Ohrfeige für die Jägerschaft und Munition für die Jagdgegner!“ PHASA ist Mitglied beim CIC und wird jetzt wohl rausfliegen. Der Afrikanische Berufsjägerverband zeigte sich erschüttert und will alle Mitglieder ausschließen, die „canned shooting“ und ähnliche Abschüsse praktizieren.

Schockiert und enttäuscht waren die Berufsjäger in Namibia. Ihr Verband NAPHA protestierte in einer ungewöhnlich scharf formulierten, zweiseitigen Presseerklärung. Der Abschuss von mit Menschen aufgewachsenen Löwen zeige einen ethischen Tiefstand und stehe im Gegensatz zu fairer und anständiger Jagd. Damit gefährde Südafrika die Jagd in aller Welt. Auch wenn die Südafrikaner versuchten, ihr Handeln mit einfallsreicher Semantik zu rechtfertigen, so bleibe es ein Fakt, dass sie die Reputation der Jagd in Afrika schwer beschädigt hätten.

Nur ein Drittel aller PHASA-Mitglieder reichten für die Entscheidung. Der Verband steht jetzt vor der Spaltung.

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