Künstliche Peta-Aufregung und wirklicher Volkszorn

Künstliche Peta-Aufregung und wirklicher Volkszorn

Bürgermeister von Rotenburg (Wümme) nimmt die Streichung des Kinder-Angelns nach massiven Protesten wieder zurück.

Angler
Angler

Wunderbares Ostergeschenk aus Rotenburg an der Wümme: Das Angeln wird doch nicht aus dem Kinder-Ferienprogramm gestrichen. Der Bürgermeister nahm seine Peta geschuldete Entscheidung unter dem Druck massiver Bürger-Proteste zurück. Die Krawall-Tierschützer erfahren ihre Grenzen im wirklichen Leben.

Nach dem Einknicken der Rathaus-Regierung von Osnabrück (wir berichteten) hatte auch der SPD-Bürgermeister von Rotenburg den Schwanz eingezogen und wollte – ebenfalls unter Druck von Peta – das Angeln aus dem Ferienprogramm für Schulkinder streichen. Jetzt übt er die Rolle rückwärts.

Sicher ist: Der Bürgermeister erlebte den Unterschied zwischen künstlicher Peta-Aufregung und dem wirklichen Volkszorn. Nicht nur die Freizeit-Fischer protestierten lautstark, sondern auch das übrige Bürgertum. Die CDU-Ratsfraktion ist zum Beispiel„völlig fassungslos“, weil der Bürgermeister vor dem „Unsinn dieser Aktivisten“ einknickte. Der rudert nun kabarettreif zurück: „Es gibt keine ethischen Bedenken.“ 

Seit mehr als 20 Jahren war das Sommer-Zeltlager des örtlichen Fischereivereins ein Highlight für Kinder und Eltern. Dieses Jahr schwang Peta schon im Vorfeld die bekannte Keule: „Tiere töten als Freizeitspaß für Kinder.“ Und das auch noch unter den Fittichen einer SPD-Rathaus-Regierung? 

Ob Schulkinder „Spaßtöter“ sein können, ist eine verräterische Frage. Sicher ist, dass viele Kinder enormes Interesse am Fischefangen haben. Und ebenso sicher ist, dass sie es seit Menschengedenken auch tun. Mit Bindfaden und aufgebogener Sicherheitsnadel – oder unter fachkundiger Anleitung, zu der seit Jahrzehnten auch der Respekt vor der Kreatur gehört. Und das Töten, denn Fische zu essen, ist auch per Gesetz ein vernünftiger Grund, um Fische zu fangen. 

Peta sieht das in eigener Logik natürlich anders. Aus solcher Sicht sind Fische ausschließlich als Beute für andere Tiere auf der Welt. Zum Beispiel, um von Kormoranen halb oder ganz tot gehackt zu werden. Gegebenenfalls, bis das Gewässer leer ist und die Kormoran-Kolonie unter Hinterlassenschaft heftiger Biotopzerstörung weiterzieht. Über solche Zusammenhänge dürfen Fischer mit Kindern wohl am besten gar nicht erst reden. 

Auch nicht darüber, dass Freizeit-Fischer viel Geld ausgeben, um das Aussterben bedrohter Fischarten mit Besatzfischen leidlich zu verhindern. Eine Notlösung wie das Zurücksetzen der für die Arterhaltung so wichtigen mittelalten Tiere. Aber auch dagegen fährt Peta schweres Geschütz auf, weil das Gesetz das Freilassen einmal gehakter Fische angeblich verbietet. Langsam sollten sie nach reichlich gescheiterten Strafanzeigen wissen, das die meisten Bundesländer, in denen es überhaupt noch was zu retten gibt, diese Praxis zulassen, wenn sie der Hege gefährdeter Arten gilt. 

offensichtlich fürchten Politiker den Ärger mit Peta mehr als die Enttäuschung der Freizeit-Fischer

Aber ganz offensichtlich fürchten reichlich Politiker den Ärger mit Peta mehr als die Enttäuschung der Freizeit-Fischer. Vermutlich, weil diese in aller Regel friedfertige Menschen sind und ihre Verbandsoberen nicht gerade zum Aufruhr neigen. Vielleicht ändert sich das, wenn sie die Peta-Begründung für das Ferienangelverbot lesen: „Auch wenn Kinder gerne am Wasser und in der Natur sind, fühlen sie sich in der Regel unwohl, wenn ein Tier verletzt und getötet wird. Gelingt es den Erwachsenen, ihnen ihr natürliches Mitgefühl auszureden, lernen sie, es auch künftig zu ignorieren und verlieren ihr natürliches Empathievermögen.“ 

Was ja wohl sagen soll, dass Angler gefühllose Menschen sind und über keinerlei Empathie verfügen. Glaubt zumindest die Peta-„Fachreferentin“ Tanja Breining, eine Meeresbiologin. Fragt sich nur, ob Kinder bessere Menschen werden, wenn sie von „Tierbefreiern“ lernen, wie man Nerze und anderes Raubzeug zum Schaden vieler Arten gesetzeswidrig in die Natur entlässt.

Vor allem geht es darum, wie lange sich Fischer und Jäger in eine Reihe mit Mördern und Triebtätern stellen lassen, obwohl sie der ältesten Form menschlichen Nahrungserwerbs nachgehen – und im Innersten spüren, dass sich die Menschheit selbst aufgibt, wenn sie nach der Pfeife solcher Heilslehrer tanzt.

Womöglich werden hasenfüßige Politiker demnächst sogar Einladungen zu einem frugalen Fischessen ausschlagen. Was allerdings eher nicht zu befürchten ist: In Osnabrück eiern sie nach den abgesagten Angelfreizeiten auch längst rum und beteuern, dass sie keineswegs unter dem Druck von Peta handelten, sondern aus eigener Überzeugung. Da sollten sie beim Wort genommen werden – ohne mildernde Umstände.