Können Jäger und Hundehalter zusammenfinden?

Können Jäger und Hundehalter zusammenfinden?

Die Problematik mit wildernden Hunden steht immer wieder im Raum. Daher ist es notwendig, regelmäßig an die Hundehalter zu appellieren.

Hund
Hund

Es war leider wieder mal eine Woche, in der wildernde Hunde ein großes Thema in den Medien waren. So musste ein Hund in der Oberpfalz durch den zuständigen Jagdpächter erschossen werden, nachdem er mehr als zwei Stunden lang Rehe gehetzt hatte. Im Landkreis Trier-Saarburg wurde ein erst wenige Stunden altes Kalb durch einen freilaufenden Hund gerissen. Und auch ein Fall aus Düsseldorf wurde bekannt: Hier hatten zwei Hunde eine Kanada-Gans in einem Park totgebissen. Im rheinland-pfälzischen Großwinternheim ist der zuständige Jagdaufseher wegen der vielen gewilderten Tiere in seinem Revier mittlerweile sogar schon so verzweifelt, dass er sich mit einem dringenden Appell an die Zeitung vor Ort wandte. 

Wie Jagdaufseher Erich Müller gegenüber der Allgemeinen Zeitung berichtete, seien im 650 Hektar großen Revier Großwinternheim in diesem Jahr so viele Wildtiere durch wildernde Hunde verletzt oder getötet worden wie in den vergangenen 30 Jahren nicht. So lange ist Müller schon für das Gebiet zuständig. Er hat alle Fälle der vergangenen Wochen und Monate aufgeschrieben und ist mit einer langen Liste in der Zeitungsredaktion aufgetaucht. Der Fall einer gehetzten trächtigen Ricke, die er erlösen musste, nachdem er sie schwer verletzt in einem Zaun verheddert vorfand, brachte das Fass zum Überlaufen. Daher richtet der Jagdaufseher in der Zeitung nun einen Appell an die Anwohner von Großwinternheim. Jeder sei herzlich willkommen, der mit seinem Hund in dem Revier spazieren gehen möchte. Müller habe selbst einen Vierbeiner und hat absolut nichts gegen Hunde. „Aber bitte, bleiben Sie auf den Wegen und leinen Sie ihren Hund an, wenn Sie wissen, dass er nicht mehr auf Sie hört, wenn er Wild wittert“, sagte Müller weiter.

Dieser Appell lässt sich ohne Zweifel auf viele andere Reviere übertragen. Ziel von Jägern und Hundehaltern kann es nur sein, ein gutes Verhältnis in Wald und Flur zu wahren. Zumal viele Jäger ­– so wie Erich Müller – selbst auch Hundehalter sind. Doch die ständigen Vorkommnisse mit wildernden Hunden stellen das Verhältnis von Jägern und Hundehaltern immer wieder auf die Probe. Es soll gar Gebiete geben, in denen eine regelrechte Feindschaft zwischen den Gassigängern und dem Jagdausübungsberechtigten entstanden ist. Das kann so nicht gewollt sein. Daher sollte an die Vernunft der Hundehalter appelliert werden. 

Freilaufende Hunde mit einem ausgeprägten Jagdinstinkt können bei Wildtieren großen Schaden anrichten. Sie hetzen die Tiere teils stundenlang. Dabei geraten diese in Panik und es besteht erhöhte Verletzungsgefahr durch Stolpern, Hängenbleiben oder Verheddern in Zäunen. Wenn die Hunde die Wildtiere erreichen, kann es zu schwerwiegenden Bisswunden kommen. Viele dieser Fälle enden für die Wildtiere tödlich. Aber auch für die Hunde, die Tiere hetzen, kann der Ausflug, wie in dem bereits erwähnten Fall in der Oberpfalz, ein tödliches Ende nehmen. Auch das sollten sich Hundebesitzer bewusst machen, wenn sie ihre Tiere in Jagdrevieren nicht anleinen.

Leinenpflicht rettet Leben

Auch der Deutsche und der Bayerische Jagdverband weisen immer wieder darauf hin, wie wichtig die Leinenpflicht für Hunde ist. Zwar hat die kritischste Zeit für Wildtiere noch gar nicht begonnen (insbesondere in der Brut- und Setzzeit zwischen Mitte März und Mitte Juli sind Wildtiere durch freilaufende Hunde besonders gefährdet). Doch durch die aktuellen Meldungen über gerissene oder gehetzte Tiere wird deutlich, dass das Führen von Hunden an der Leine auch außerhalb dieser Zeiten dringend notwendig wäre.

Die Problematik mit freilaufenden Hunden, die wildern, ist nicht neu. Und die Bemühungen der Jägerschaft, das Problem zu reduzieren, sind mannigfaltig. Mitte vergangenen Jahres haben Jäger in Schleswig-Holstein beispielsweise Schilder aufgestellt, auf denen Fotos von von Hunden gerissenen Tieren zu sehen sind. Das sollte der Sensibilisierung der Hundehalter dienen. Wir hatten die immer wieder auftretende Diskussion um wildernde Hunde außerdem zum Anlass genommen, einmal mit dem Juristen Pierre Pötzl über die aktuelle Rechtslage und mögliche Folgen für Hundehalter zu sprechen.