Jagdtourismus ist Ökotourismus

Jagdtourismus ist Ökotourismus

Nachhaltige Jagd sichert Wildbestände und natürliche Habitate und erhöht damit die Artenvielfalt.

Wildhüter in Afrika
Wildhüter in Afrika

Warum in Afrika jagen? Die Antwort ist ganz einfach: Es macht Freude! Allerdings ist die Freude des Jägers allein sicher keine ausreichende Legitimation für den Jagdtourismus. Es müssen sachliche Gründe hinzukommen. In Afrika, aber nicht nur dort, stehen Wild und Natur unter Druck. Das Bevölkerungswachstum, Großprojekte, Plantagen und Wilderei lassen die großen Wildbestände dahinschmelzen. Am schnellsten passiert das überall dort, wo Wild keinen Wert hat, sondern nur Kosten verursacht.  Dann verliert es gegen die übermächtige Konkurrenz alternativer Landnutzungen. 

Tourismus gibt den Wildtieren einen Wert. Er hat sich vielerorts in Afrika als wichtiger Wirtschaftszweig etabliert. Nationalparks und die Tierwelt des Kontinents sind der wichtigste Magnet für Besucher aus Europa, Amerika und neuerdings auch aus Asien. Dadurch erwirtschaften viele Naturschutzgebiete Gewinne oder können zumindest einen Teil ihrer Kosten decken. Nachhaltige Jagd nutzt die nachwachsende Ressource Wild, ohne sie zu zerstören. Sie ist vielerorts eine sinnvolle wirtschaftliche und naturschutzfachliche Ergänzung zum Fototourismus. Außerdem nutzt sie die Ressource in Gebieten, die sich für anderen Tourismus oft nicht eignen. Der ökologische Fußabdruck der Jagd ist kleiner als der des Massentourismus. Sie belastet die Natur nur wenig, sichert Wildbestände und natürliche Habitate und erhöht damit die Artenvielfalt. Nachhaltiger Jagdtourismus ist deshalb Ökotourismus.

Dies hat auch das Washingtoner Artenschutzabkommen früh erkannt. In einer seiner ersten Resolutionen nach der Gründung der CITES-Organisation im Jahre 1973 wird die Ein- und Ausfuhr von Trophäen gefährdeter Tierarten geregelt. Generell ist der Handel mit solchen Tieren eingeschränkt oder verboten. Kann im Einzelfall aber nachgewiesen werden, dass die Jagd die Erhaltung der Art nicht verhindert, sondern fördert, dann dürfen Elefant, Nashorn, Leopard & Co. bejagt werden. Für den Laien ist oft nicht verständlich, warum Tiere, die mancherorts vom Aussterben bedroht sind, unter bestimmten Bedingungen dennoch bejagt werden dürfen. Grünen Ideologen und manchen Medien fällt es dann leicht, Stimmung gegen die Afrikajagd zu machen.

Wenn die Erträge auch der Bevölkerung vor Ort zugutekommen, dann ist dies ein wichtiger Anreiz, das Wild zu erhalten. Letztlich bestimmen die Menschen in den Jagdgebieten mit ihrem Verhalten und ihren Landnutzungen darüber, ob das Wild überlebt oder nicht. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Weltnaturschutzunion IUCN anerkennt: Jagdtourismus ist sinnvoll, wenn er Anreize für Naturschutz schafft. „Bei gutem Management ist die Trophäenjagd eine Form der Nutzung von Wildtieren, die helfen kann, Schutzziele zu erreichen: Sie schafft Einnahmen und wirtschaftliche Anreize für das Management und den Erhalt der betreffenden Wildarten und ihrer Lebensräume, und sie trägt zum Einkommen der ortsansässigen Bevölkerung bei.“

Der WWF sieht dies ganz ähnlich. Als Freibrief für freies Jagen ist das keinesfalls zu verstehen. Und da sind die nicht-jagenden und die jagenden Naturschützer einer Meinung.

In unserer Öffentlichkeit wird der Tier- und Naturschutz zunehmend rein emotional betrachtet. Komplizierte Sachverhalte wie die Begründung nachhaltiger Jagd haben in den Medien und in der Politik kaum eine Chance. Den Afrikajägern bläst der Wind ins Gesicht. Es hilft den bedrohten Wildtieren in Afrika jedoch nicht, wenn man Tierfilmchen von Jaenicke anschaut, bei Peta oder Greenpeace spendet oder ein „Like“ unter irgendeine Anti-Jagd-Resolution auf Facebook setzt. Wer aber auf einer Conservancy der San in Namibia einen Springbock jagt, in Simbabwes Save-Valley eine Jagdsafari bucht oder einen Leoparden im tansanischen Selous schießt, der trägt zum Erhalt der Tierwelt in Afrika bei.

Eine frühere Version dieses Artikels ist in der Zeitschrift Halali erschienen.

Foto: Dr. Rolf Baldus
Foto: Dr. Rolf Baldus