Internet-Jagd auf den Gatter-Schützen

Internet-Jagd auf den Gatter-Schützen

Tiroler Behörden warnen vor Selbstjustiz-Aktionen nach dem Gemetzel im Oberen Lechtal

33 Stück Rotwild wurden in einem Gatter im Oberen Lechtal auf Anordnung der Veterinärbehörde niedergemetzelt (Symbolbild: Oleksandr Pyrohov)
33 Stück Rotwild wurden in einem Gatter im Oberen Lechtal auf Anordnung der Veterinärbehörde niedergemetzelt (Symbolbild: Oleksandr Pyrohov)

Tirols Polizei sorgt sich um einen der Staatsdiener, die vergangenen Sonntag 33 Stück Rotwild in einem extra hierfür angelegten „Reduktionsgatter“ beseitigten (wir berichteten hier und hier). Das Foto des Mannes landete im Internet. Kritiker der höchst umstrittenen Tötungsaktion sollen helfen, die Identität des „Vollzugsbeamten“ zu enttarnen.

Dass Wildtier-Freunde Jagdgegner-Methoden anwenden, hat damit an Brisanz gewonnen: Diesmal trifft es einen wohl weisungsgebundenen Erfüllungsgehilfen der Staatsmacht. Und der Fall bestätigt, wie berechtigt etwa das Vorgehen der bayerischen Staatsmacht war, als sie die Erleger des Braunbären „Bruno“ mit strengster Geheimhaltung schützte.

Die Kehrseite der Medaille: Solche Fürsorge könnten auch Privat-Jäger gut gebrauchen, wenn die Jagdgegner-Meute mit „Fahndungsplakaten“ und Adress-Verzeichnissen Stimmung macht. Nicht selten mit der – spätestens seit dem Tiroler Gemetzel – sinnfreien Behauptung, dass vom Staat bezahlte Schützen ein Garant für mehr Tierwohl wären.

Wahr ist: Was sich im Oberen Lechtal abspielte, hätte für Freizeit-Jäger dramatische Folgen. Da reicht mitunter schon ein Fehlabschuss zum Entzug des Jagdscheins. Und unter dem Eindruck der Bilder aus Tirol dürfte für jeden „Hobby“-Jäger die schlimmste aller waidmännischen Verwünschungen gelten: „Dich schifft nicht einmal der Hund an.“

Dabei sollten wir es allerdings bewenden lassen: Bisher ist nicht einmal bekannt, ob der Unglücksrabe überhaupt einen Jagdschein hat. Und weit wichtiger als seine Identität ist die Klärung der Umstände, die das schlimme Geschehen möglich machten – und was jene Auftraggeber geritten hat, die noch Rechtfertigung versuchten, als die Kreatur geschunden in den Gatterzäunen hing.

Am Rande: Die Gretchenfrage, ob Rotwild das Weidevieh infiziert – oder umgekehrt – ist immer noch nicht klar beantwortet. Österreichs FPÖ fordert deshalb erneut, die entsprechenden Untersuchungen lückenlos auf den Tisch zu legen.

Mit solcher Verursacherforschung waren schon auf dem Höhepunkt der Tbc-Aufregung reichlich Wintergatter-Abschüsse gerechtfertigt worden – auch in Bayern.