Im Norden beginnt die Wolfsjagd

Im Norden beginnt die Wolfsjagd

Skandinavien gibt grünes Licht für Lizenzjagden auf Wölfe. Die Jagden sollen im Januar stattfinden.

Wolf
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In Nordeuropa leben Wölfe gefährlich: Schweden, Norwegen und Finnland haben zum Jahreswechsel gegen massive Proteste Lizenzjagden zugelassen. In Finnland ausdrücklich auch zur Wahrung des sozialen Friedens.

Richtig gestritten wurde bis zuletzt nur in Schweden mit seiner verschachtelten Verwaltungsgerichtsbarkeit. Aber auch dort haben Gerichte und Behörden wachsende Zweifel am Klagerecht kleiner und kleinster Tierschutzverbände, die trotz eindeutiger Mehrheitsbeschlüsse des Stockholmer Reichstags durch alle Instanzen gegen die Lizenzjagd vorgehen.

Vorläufiges Ergebnis: In den vier schwedischen Provinzen, in denen die Behörden die Wolfsjagd im Januar abgesegnet haben, wird die Jagd auch stattfinden. Insgesamt 24 Wölfe sind zum Abschuss freigegeben. Dazu kommen die Tiere, die ganzjährig im Rahmen der sogenannten „Schutzjagd“ erlegt werden, weil sie als verhaltensauffällig eingestuft wurden.

Rigoroses Wolfsmanagement gilt in Skandinavien in den Rentierweidegebieten, die zum Erhalt der Samen-Kultur besonderen Schutz genießen. Teure Programme zur Umsiedlung von „Problemwölfen“ aus diesen Regionen zeigen bisher nur sehr begrenzten Erfolg – trotz Millionenaufwands für Hubschrauber-Einsätze.

Nachdem der schwedische Wolfsbestand zur letzten Zählung spürbar zurückgegangen ist, wurde die Lizenzzuteilung für diesen Winter deutlich reduziert. In Finnland bleibt es beim Abschuss von 40 Wölfen, obwohl die Tierschützer vom WWF maximal 28 Abschüsse für ausreichend halten. Norwegen hat die Quote unter dem Druck internationaler Proteste von 47 auf 15 Abschüsse reduziert.

Bemerkenswert ist, dass die EU-Mitgliedsländer Schweden und Finnland offenbar nur wenig Bedenken haben, dass ihre Raubtierpolitik an den strengen Schutzbestimmungen der Europäischen Union scheitern könnte. Die Bestände in beiden Ländern gelten als überlebensfähig.

Trotz Lizenzjagd übersteigt der schwedische Bestand die vom Reichstag festgelegte Anzahl von mindestens 200 Wölfen um das Doppelte. In Finnland wie in Schweden bleiben die Abschussquoten deutlich unter dem Zuwachs durch natürliche Verjüngung. Geringe Bestandsrückgänge im Winter 2015/16 werden mit Inzucht, Räude und zunehmendem Parasitenbefall erklärt.

Enges Zeitfenster erschwert geregelte Entnahme

Aber es gibt auch schwerwiegende Argumente gegen die auf wenige Tage beschränkte Lizenzjagd. Eine finnische Untersuchung zeigt, dass unter solchem Zeitdruck auch übermäßig viele Alpha-Tiere erlegt werden. Eine selektive Entnahme wird unter den geltenden Regeln erschwert, das Ziel, eine genetisch stabile Population zu fördern, deutlich gefährdet.

Außerdem mehren sich die Anzeichen, dass Abschüsse im gegenwärtigen Umfang auch das Ziel verfehlen, die Unruhe der Bevölkerung in den betroffenen Regionen abzubauen. Eine amtliche Enquete-Erhebung unter Einwohnern der mittelschwedischen Gemeinde Ockelbo ergab, dass zwei Drittel der Bevölkerung trotz Lizenzjagd eine massive Beeinträchtigung durch den Wolfsbestand beklagen und um ihre Sicherheit fürchten. Die Verbesserung der „sozialen Akzeptanz“, die aktuell auch von Finnland zur Begründung der Abschüsse angeführt wird, scheint sich bisher nicht zu bewahrheiten.

In Erklärungszwang geraten die Skandinavier vermutlich trotzdem nicht: Im Herbst hatte Schwedens Jägerverband führende EU-Naturschutzexperten zu Gast. „Selbstverständlich entscheidet über die schwedische Wolfsjagd der Reichstag und nicht die EU-Kommission“, sagte bei der Gelegenheit der deutsche EU-Parlamentarier Karl-Heinz Florenz, Sprecher der interfraktionellen Arbeitsgruppe für Biologische Vielfalt, Ländlichen Raum, Jagd und Fischerei.