Gotta Catch ‚Em All! Pokémons wecken uralten Jagdinstinkt

Gotta Catch ‚Em All! Pokémons wecken uralten Jagdinstinkt 

Pokemon Go
Pokemon Go

Der hessische Landtag amüsiert sich über eine FDP-Landtagsanfrage zur virtuellen Jagd auf Pokémon-Monster. Dass das Handy-Spiel den uralten Jagdinstinkt des Menschen offen legt, dämmert den Beteiligten erst allmählich.

Bisheriger Höhepunkt der hessischen Jagdszenen: Eine „Nachtwanderung“ in Frankfurt, zu der sich 800 Teilnehmer angemeldet hatten und weitere 3400 Fans des Spiels Interesse bekundeten. Die Initiatoren bekamen bei diesem Andrang kalte Füße und sagten die virtuelle Gesellschaftsjagd ab.

Zuvor hatte die Pokémon-Hatz bereits in Kassel für Verkehrsbehinderungen gesorgt. Dort reisten rund 400 Fans an, um Monster zu jagen. Die FDP-Abgeordneten im Wiesbadener Landtag wollten nun wissen: „Welche besonderen Vorkommnisse wie Verkehrsbehinderungen und -unfälle wegen unachtsamer Pokémon-Jäger, Ausnutzung der Videospiele-App für kriminelle Aktivitäten, Verletzungen unachtsamer Nutzer oder Haus- und Landfriedensbruch durch unachtsame oder übermotivierte Nutzer sind der Landesregierung bisher bekannt geworden?“

So sehr diese Anfrage wohl eher spaßig gemeint war, so sehr lässt doch ein Teil der Antwort aus dem Umweltministerium tief blicken: „Im Unterschied zu Waschbär, Grauhörnchen und Kleinem Mungo sind so genannte Pokémon auf der im Juli dieses Jahres von der EU-Kommission veröffentlichte Liste sogenannter invasiver fremder Arten (wir berichteten) nicht enthalten.“

Die Monster-Jagd mit weltweit 15 Millionen Teilnehmern darf also weitergehen. Was bisher jedoch fehlt, ist eine Antwort auf die doch naheliegende Frage, was derart viele Menschen antreibt, wenn sie sich regelmäßig auf die Pirsch begeben und dabei weder Zeit noch Mühen scheuen, um wenigstens in einer virtuellen Welt zu jagen?

Vielleicht liegt´s ja daran, dass Pokémon im Gegensatz zu unzähligen anderen Jagd-Simulationen einen gehörigen Schuss Realität vermittelt. Die Jäger müssen sich in der realen Welt bewegen, ihre Instinkte sind gefordert und sie müssen treffen. Nur die Beute können sie nicht essen.

Wir behaupten einfach mal: Der Pokémon-Hype belegt, wie tief der Jagdinstinkt auch heute noch im Menschen steckt. Und wir behaupten weiterhin, dass virtuelle Jagd die echte Jagd niemals ersetzen kann. Schon deswegen nicht, weil die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Natur, der Beute und dem Tod fehlt. Jagd ist nun mal mehr als durch Häuserschluchten pirschen und bei Anblick einen Button drücken.

Zur FDP-Frage „Leistet nach Ansicht der Landesregierung auch die App Pokémon Go einen Beitrag zur Versöhnung von Ökonomie und Ökologie in Hessen?“ können wir uns also ausnahmsweise voll und ganz der Antwort der Umweltministerin von den Grünen anschließen: „Grundlegende Fragen des Verhältnisses von Ökonomie und Ökologie lassen sich aus Sicht der Landesregierung nicht angemessen am Beispiel einer App für ein Computerspiel erörtern.“