Für die Füchse
Seit die Luxemburger in diesem Sommer das generelle Jagdverbot auf
Füchse um ein weiteres Jahr verlängert haben, kochen auch bei uns in
Deutschland die Emotionen hoch. Dabei zeigt kaum eine andere Tierart,
wie sehr Jagd zum Artenschutz gehört – und auch zum Schutz der Menschen.
Emotionen gefragt? Bitteschön: Um die Fuchspopulation einzudämmen, brauchen wir viel mehr Wölfe. In der Natur ist der Wolf der ärgste Feind der Füchse, tötet diese, wo er sie nur kriegen kann. Und aus Tierschützer-Sicht ohne vernünftigen Grund: Dass Wölfe Füchse fressen, kommt nur äußerst selten vor. Und Wölfe im Fuchspelz sind in der Wildbahn nicht anzutreffen.
Solche Polemik zeigt: Die angebliche Selbstregulierung natürlicher Lebensgemeinschaften wird bei vernünftiger Betrachtung zur Chimäre. Natur reguliert sich in der Tat von selbst, aber nur selten im Sinne von Artenvielfalt. Oder gar von einem friedlichen Zusammenleben der Kreaturen. Und schon gar nicht im Sinne einer Kulturlandschaft, die auch den allermeisten Naturfreunden vorschwebt – artenreich, schön anzusehen und ohne größere Risiken für Mensch und Tierwelt.
Zurück zum Fuchs: Wer ernsthaft bestreiten will, dass dichte Populationen der kleinen Räuber dem Niederwildbestand arg zusetzen, der verleugnet natürliche Vorgänge, macht bedrohte Arten wie Rebhühner oder Feldhasen zum Freiwild. Die eher sinnlose Debatte über andere Ursachen des Artensterbens geht als Ausrede nicht durch. Ob Straßenverkehr oder modernes, auf Höchsterträge zielendes (Land-)Wirtschaften: Die Gattung Mensch ist in ihrer Masse nicht bereit, auf die Errungenschaften des Raubbaus zu verzichten.
Also werden wir weiterhin Füchse töten. Nicht nur, um ab und an eine Rebhuhnkette zu bewundern. Sondern auch um den Menschen ihre Vollkaskomentalität zu lassen, die sich in Panikreaktionen entlädt, wenn es um Lebensrisiken wie die Tollwut oder den Fuchsbandwurm geht. Und dies bei kräftig wachsenden Fuchspopulationen auch und gerade in Großstädten.
Zur Erinnerung: In den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts drohten die Füchse fast auszusterben, weil die Tollwut überhandnahm. Der Mensch griff ein mit teuren Impf-Aktionen. Die Tollwut (als „natürliche“ Todesursache) wurde nahezu ausgerottet, die Fuchsbestände explodierten und mit ihnen der Fuchsbandwurm. So tat sich das nächste menschgemachte Risiko auf: Mindestens so gefährlich wie die Tollwut und weit schwerer zu behandeln.
Mehr Füchse: mehr Risiken durch Staupe, Räude und Fuchsbandwurm
Stetig steigt seither die Zahl der Menschen, die unfreiwillig den Zwischenwirt für die Bandwürmer abgeben müssen – unheilbar und durchaus vergleichbar mit einer schweren Krebserkrankung. Die Anhänger eines Fuchsjagdverbots strapazieren unsägliche Vergleiche mit den Todesrisiken des Straßenverkehrs oder der Gefahr, vom Blitz erschlagen zu werden. Und sie schlagen vor, alle Füchse in freier Wildbahn regelmäßig zu entwurmen.
Nachdem die Füchse hauptsächlich über die Feldmaus mit den Bandwurmeiern in Berührung kommen, ließe sich (Vorsicht: Ironie) womöglich auch trefflich über die Ausrottung der Feldmäuse und Hamster debattieren, um das Zusammenleben von Mensch und Fuchs gedeihlicher zu gestalten. Wie die Jäger gehören ja auch Feldmäuse zu den in einschlägigen Kreisen weniger geschätzten Arten.
Weit sinnvoller scheint der Rat an die Waidgenossen, sich erst einmal zurückzulehnen und die Füchse die Arbeit tun zu lassen: Schon widmen sich die Zeitungen mit den großen Überschriften dem Thema und erklären dem naturverliebten Leser, was der Bandwurm in seinem Leib anrichten kann. Die Wette gilt, dass derart gewarntes Publikum kein Verständnis für die Mogel-These hat, ohne Jagd wären die Füchse weniger.
Bis dahin erinnern wir nicht frei von Sympathie an den Shitstorm, den der Landesvorsitzende des Nabu in Baden-Wüttemberg erlebte, als er neulich die These wagte, dass ein Fuchspelz am Mantelkragen ökologisch wohl unbedenklicher sei als Kunstfaser-Klamotten mit ihren oft miserablen Umwelt-Bilanzen.