„Einfache Art der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit“

„Einfache Art der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit“

„Eine würdevolle Darstellung des erlegten Wildes ist für eine allgemeine Akzeptanz der Jagd unbedingt anzustreben.“

Theresa Finke ist bei Instagram zu einer kleinen Internet-Berühmtheit geworden. Wir haben mit der Jägerin ein Interview geführt.

Theresa Finke
Theresa Finke

Theresa Finke

Steckbrief

Theresa Finke ist unter dem Namen jagteres3005 zu einer kleinen Internet-Berühmtheit geworden. Beim Online-Dienst Instagram teilt die 19-Jährige ihre jagdliche Passion mit inzwischen mehr als 6.000 Followern. Die Motive ihrer Fotos reichen von Natur- und Tieraufnahmen über Selfies mit Jagdwaffe im Revier bis hin zu ihrem Zwergrauhaardackel Moritz. Sie ist seit September 2014 Jägerin und jagt in einem heimischen Niederwildrevier.

Frau Finke, wie sind Sie eigentlich zur Jagd gekommen?

Wie bei vielen anderen wahrscheinlich auch war es mein Vater, der mir die Liebe zur Jagd nahegebracht hat. Schon von klein auf bin ich mit der Jagd und all ihren Facetten groß geworden, wodurch sich nach und nach das Interesse für den Wald und das Wild entwickelt hat. Auch die jagdliche Ausbildung meines Zwergrauhaardackels Moritz hat mich mit der Jagd in Kontakt gebracht und mich schlussendlich davon überzeugt, den Jagdschein zu machen.

Eigentlich sollte es keine Rolle spielen, ob man als Frau oder Mann auf die Jagd geht, solange man mit Leidenschaft dabei ist und waidgerecht jagt. Trotzdem gibt es natürlich Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, auch beim Waidwerk. Zum Beispiel hält sich das Klischee recht hartnäckig, dass die Jagd reine Männersache sei. Wie gehen Sie mit solchen Klischees um?

Natürlich habe ich einige Erfahrungen in dieser Hinsicht hinter mir. Gerade als Jungjägerin im Alter von 16 Jahren wurde ich oft bei jedem Handschlag genauestens beobachtet. Allerdings darf man das Ganze meiner Meinung nach nicht verallgemeinern. Neben den etwas misstrauischen Jagdkollegen gibt es auch viele, die einen herzlich aufnehmen und von Anfang an respektieren. Natürlich haben die Männer in der Regel den Kraftvorteil, der zum Beispiel beim Bergen von Wild und beim Aufbrechen sehr hilfreich ist. Diesen können wir Frauen aber meist durch Technik wettmachen. Dementsprechend finde ich, wie Sie schon sagen, dass es keine Rolle spielt, ob ich eine Frau oder ein Mann bin, solange ich meine Passion mit Herz und Seele ausübe. Wenn dann aber doch mal ein Kommentar in meine Richtung fällt, lächele ich ihn erhaben weg und konzentriere mich auf das wirklich Wichtige – die Jagd.

Wie gehen Sie denn am liebsten auf die Jagd?

Ich persönlich bevorzuge die Ansitzjagd. Für mich gibt es nichts Schöneres, als sich inmitten der Natur zu befinden. Gerade die Wahrnehmung mit allen Sinnen und die Ruhe, die man im Wald findet, sind einzigartig und lassen mich für diese Zeit alles andere vergessen.  

Gibt es innerhalb der Jägerschaft Vorbehalte gegen (junge) Waidfrauen? Bekommen Sie auch mal derbe Sprüche von Ihren männlichen Kollegen? 

Ich denke, dass die Jägerschaft oftmals mit Skepsis, aber auch mit Neugier auf junge Waidfrauen zugeht. Das ist auch nicht schlimm, solange respektvoll miteinander umgegangen wird. Denn seien wir mal ehrlich, meistens können wir Jägerinnen ja doch mit unseren jagdlichen Fähigkeiten überzeugen. Was mir aber gerade in den letzten drei Jahren sehr aufgefallen ist, ist die abnehmende Skepsis uns Jägerinnen gegenüber, die höchstwahrscheinlich auf den stetigen Anstieg der Jägerinnen-Quote zurückzuführen ist.

Und natürlich geht es innerhalb einer reinen Männergruppe auch mal etwas derber zu. Aber ich selbst, und in der Regel auch die meisten anderen Damen, hören gern mal über einen Witz oder einen Kommentar hinweg oder müssen uns selbst das eine oder andere Lachen verkneifen.

Foto: Christopher Finke
Foto: Christopher Finke

Nun haben wir Sie genug über Männer und Frauen ausgefragt. Sie sind bei Instagram sehr beliebt. Sie haben über 6.000 Abonnenten und bekommen viel positives Feedback. Mal abgesehen davon, dass Sie wirklich tolle Jagd- und Naturbilder posten – woran glauben Sie, liegt das? Füllen Sie eine Art „Marktlücke“?

Nun ja, dafür einen genauen Grund zu finden, ist sicherlich sehr schwierig. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber sagen, dass sich gerade das deutsche „Jagdnetzwerk“ auf Instagram in den letzten zwei Jahren enorm vergrößert hat. Der Austausch von Bildern, Erlebnissen, Ideen, Meinungen und vielem mehr gewinnt eine immer höhere Wertschätzung und ermöglicht es, einen Einblick in andere Jagdgebiete und -situationen zu bekommen.

Vielleicht habe ich einfach zur richtigen Zeit mit dieser Art von jagdlicher Konversation begonnen und kann dadurch diese relativ große Abonnentenzahl verbuchen. Aber natürlich spielen da noch ganz andere Faktoren, wie zum Beispiel die Aktivität und Kreativität, eine Rolle.

Was sagt Ihr Freundeskreis zu Ihrer Leidenschaft für die Jagd? 

In meinem Freundeskreis bin ich bis jetzt nur auf positives Feedback getroffen. Ich gehe sehr offen mit meiner Passion um und stehe jederzeit für Fragen, Anregungen und auch Diskussionen zur Verfügung. Schon des Öfteren konnte ich Freunde mit einem Ausflug ins Revier für die Jagd und die Natur begeistern.

Welcher war Ihr bisher schönster Jagdmoment? Und kann man diesen auch bei Instagram bestaunen? 

Mein bisher schönster Jagdmoment war die Jagd auf meinen Dreistangenbock. Zusammen mit Moritz saß ich mehrere Male auf einem kleinen, provisorischen Erdsitz und wartete vergeblich. Nach ungefähr neun Ansitzen stand er plötzlich 15 Meter vor mir und ein langes Geduldsspiel nahm seinen Lauf. Mit Glück konnten Moritz und ich uns so ruhig verhalten, dass der Bock, wenn auch misstrauisch, anfing zu äsen. Das war meine Chance und ich konnte ihn mit einer sauberen Kugel erlegen. Ein Erlebnis, das das Jagdfieber in mir ausgelöst hat.

Ihr erstes Foto haben Sie am 9. Oktober 2014 bei Instagram geteilt. Hatten Sie damals ein bestimmtes Ziel? Haben Sie damit gerechnet, irgendwann einmal so viele Menschen zu erreichen und so viel positives Feedback zu bekommen? 

Nein, damit habe ich definitiv nicht gerechnet. Damals habe ich meinen Instagram-Account nur aus Spaß und Neugier erstellt. Später habe ich allerdings gemerkt, wie viele Menschen man durch diesen Social-Media-Zweig erreichen und vor allem positiv beeinflussen kann. Mit der Zeit habe ich das Ganze einfach als eine kluge und relativ einfache Art der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit gesehen und immer weiter gemacht. Die Tatsache, dass ich regelmäßig auch private Nachrichten erhalte, in denen sich Jungs und Mädels über die Jagd informieren und sich dafür bedanken, die Jagd durch meine Bilder nochmal aus einem neuen Blickwinkel zu sehen, spornt natürlich umso mehr an.

Auf Ihrem Instagram-Profil findet man viele schöne Aufnahmen von Wildtieren, Jagdmomenten oder Ihrem Jagdhund. Halten Sie alle Erlebnisse bei der Jagd für Instagram-geeignet oder gibt es auch Szenen, die Sie Ihrem Publikum bewusst vorenthalten? 

Das ist eine schwierige und vor allem sehr heiß diskutierte Frage. Ich persönlich finde, dass man fast alle Jagdsituationen respektvoll und ansehnlich festhalten kann, wenn man sich vorher ein paar Gedanken macht, wie man es darstellen möchte. Waffen und Schweiß gehören nun mal einfach zur Jagd dazu und das sollte auch nicht verheimlicht werden. Dennoch ist es immer die Frage nach dem Wie.

Man muss nicht alle spontanen Handyfotos, auf denen eine schweißüberströmte Sau irgendwo im Dickicht liegt, im weltweiten Netz zur Verfügung stellen und somit eine Angriffsfläche für Tierschutzaktivisten bieten. Nehme ich mir jedoch mal ein wenig Zeit, mir Gedanken über ein Foto zu machen, eine geeignete Stelle aufzusuchen, das Wild ansehnlich zu platzieren und dem Tier somit noch den nötigen Respekt zu erweisen, finde ich zum Beispiel Erleg-Bilder völlig legitim. Wir sollten uns bei der Veröffentlichung immer über die Bildwirkung auf Nichtjäger im Klaren sein. Eine würdevolle Darstellung des erlegten Wildes ist für eine allgemeine Akzeptanz der Jagd unbedingt anzustreben.