Ein Tierschutzbeirat und seine weltfremden Forderungen

Ein Tierschutzbeirat und seine weltfremden Forderungen

Der hessische Tierschutzbeirat, seit 1992 ein offizielles Beratungsorgan der Landesregierung, hat aufgefordert, auf Bundesebene ein nationales Importverbot für Jagdtrophäen geschützter Tierarten zu erwirken. 

Der Beirat bedauerte in einer Presseerklärung, dass „zahlreiche Hobbyjäger“ rund um den Globus Tiere erlegen dürften und Trophäen als Andenken mit nach Hause nähmen. Trophäenjagd stelle keinen vernünftigen Grund für die Tötung eines Tieres dar und auch die Weltnaturschutzorganisation IUCN habe festgestellt, dass die Trophäenjagd den Menschen vor Ort nicht zugutekomme.

An diesem Beschluss und seiner Begründung ist alles falsch mit Ausnahme der Feststellung, dass Deutsche im Ausland jagen und dass es auch in Hessen Anbieter von Jagdreisen und Trophäenspediteure gibt. Bedauerlicherweise ist diese Sachferne symptomatisch für Beschlüsse dieses Beirats, in dem die aus Tierrechtlern bestehende Mehrheit rein ideologisch argumentiert. Die Beschlüsse des Beirats werden deshalb von der Landesregierung in aller Regel auch ignoriert. Der Beirat dient wohl primär der Befriedigung und Befriedung grünen Klientels.

Dass die Beiratsmitglieder sich vor Erörterung des komplexen Themas Jagdtourismus noch nicht einmal sachkundig gemacht haben, zeigt bereits ihre Forderung nach einem nationalen Importverbot. Das wäre nämlich rechtswidrig. Nicht die Bundesregierung, sondern die europäischen Regierungen entscheiden gemeinsam in Brüssel darüber, ob bzw. welche Trophäen in die EU eingeführt werden dürfen.

Der Beschluss zitiert zwar die Bundesregierung hinsichtlich der Zahl eingeführter Trophäen, verschweigt aber, dass die Bundesregierung in der zitierten Bundestagsdrucksache auch festgestellt hat, dass es dabei zu kaum einem Rechtsverstoß gekommen ist und dass der Jagdtourismus wichtige Beiträge für den Schutz der Wildtiere und die Erhaltung von Naturreservaten erbracht hat. Wenn Staaten den Jagdtourismus bei sich zulassen, so tun sie dies nicht, um Jägern die Erbeutung von Trophäen zu ermöglichen. Dies ist nur Mittel zum Zweck. Stattdessen geht es um die nachhaltige Nutzung von Naturressourcen, die ansonsten weniger umweltschonend, z.B. durch Viehwirtschaft, genutzt und häufig zerstört würden. Diese Art der nachhaltigen Jagd als Form der Landnutzung steht völlig in Übereinstimmung mit dem Abkommen über die biologische Vielfalt (CBD), der wichtigsten internationalen Umweltkonvention. Dieses von 168 Staaten sowie der EU unterzeichnete Übereinkommen stellt den Schutz und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen gleichberechtigt nebeneinander. Und schließlich hat sich „die“ IUCN auch überhaupt nicht in der behaupteten Form zum Jagdtourismus geäußert. Es gibt lediglich eine wissenschaftlich mangelhafte Studie eines früheren Projektmitarbeiters der IUCN, der sein Papier mit dem Logo eines IUCN-Regionalbüros veröffentlicht hat. Darüber hinaus hat sich „die“ IUCN ganz offiziell mehrfach differenziert zum Jagdtourismus geäußert und festgestellt, dass dieser in der Tat wichtige Beiträge zum Artenschutz erbringen kann.

Die hessische Landesregierung sollte der Öffentlichkeit erklären, welche sinnvollen Beratungsaufgaben ein vom Steuerzahler finanzierter Beirat ausüben kann, der derartige, sachlich wenig qualifizierte Beschlüsse fasst und die Landesregierung auffordert, Verstöße gegen EU-Recht auf den Weg zu bringen. Vom Beirat ist zu fordern, dass er bei der Veröffentlichung solcher Beschlüsse zumindest darauf hinweist, dass diese nicht einstimmig gefasst wurden. Es ist auch gute Praxis, in Protokollen oder Presseerklärungen Minderheitsmeinungen wiederzugeben. Sonst müssen sich nämlich diejenigen Mitglieder im Beirat schämen, die die Fakten besser kennen, z.B. die Vertreter des hessischen Landesjagdverbandes oder des Bauernverbandes. Sowohl die tierärztlichen Vereinigungen als auch die Kirchen müssen sich fragen lassen, warum ihre Vertreter im Beirat dem Vernehmen nach ebenfalls überwiegend sachfern und ideologisch argumentieren und nicht wissensbasiert.