Ein Tatort für Herrenjäger

Ein Tatort für Herrenjäger

Die Hoffnung stirbt zuletzt: Wer vom Münster-Tatort mit dem Titel „Fangschuss“ Erhellendes zur Jagd erwartete, muss wohl sitzen, bis er schwarz wird.

Jan Josef Liefers im Münster-Tatort
Jan Josef Liefers im Münster-Tatort

Logisch, wir Jäger freuen uns immer, wenn’s das Waidwerk zur besten Sendezeit in die Massenmedien schafft – zur Abwechslung ganz ohne Kieling oder Wohlleben. Aber wie auch in diesem (Kriminal-)Fall folgt der Hoffnung auf Erhellendes ziemlich umfassende Enttäuschung.

Wer wollte, konnte es ahnen: Wenn Professor Boerne den Jagdschein will, drohen Klischees vom Feinsten. Der von Jan Josef Liefers genial gespielte Super-Schnösel hat mit der Jägerprüfung logischerweise Aufstieg in noch bessere Kreise im Visier. Sein Jungjäger-Wams ist nicht aus gewöhnlichem Loden, sondern aus Tweed-Zwirn von den Hebriden. Das Monster-Allrad-Auto schneeweiß, nagelneu und von der Halbwelt-Marke „Hummer“.

So stellt sich Lieschen Müller in ihren veganen Neid-Fantasien den neureichen Bambi-Killer vor. Und so darf auch der ungepflegte Herrenwitz nicht fehlen: Vom „Deutschen Stecher“ bis zum „Stummelschwanz-Makaken“. Logisch, so kennen wir alle eine ganz bestimmte Sorte Jäger. Aber wollen wir neben so einem beim Schüsseltreiben sitzen? Ein Schelm, wer glaubt, das sei den Filmemachern nicht schon zuvor bewusst gewesen.

Logisch, dass der Herr Anatomie-Professor auch in dieser Folge nicht mit unsäglichen Anspielungen zur Kleinwüchsigkeit seiner (wie immer) zauberhaften Assistentin spart. Und logisch, dass seine spät entdeckte Leidenschaft für die Jagd von Hintergedanken getrieben ist: Von seiner Lehrprinzessin, einer stinkreichen Pharma-Fabrikantin, die obendrein auf den Namen Freya hört, erwartet der Pathologe exklusiven Zugang zu einem Haarwuchsmittel, das für Normalsterbliche noch nicht verfügbar ist.

Wir lernen: Jagd hat mit dem Streben nach Vitamin B (wie Beziehungen) zu tun, erfordert standesgemäß teures Equipment und ausgeprägten Sinn für Zoten. Und wenn dann noch manche Kritiker nach dem „gesellschaftspolitischen Auftrag“ solcher Fernsehunterhaltung fragen, ist es höchste Zeit zum Abbaumen – oder Umschalten.