Die Wahrheit über den Löwen Cecil

Die wahrheit über den Löwen Cecil

Cecil
Cecil

Vor einem Jahr, am 2. Juli 2015, schoss ein amerikanischer Zahnarzt einen uralten Löwen in Simbabwe. Der Löwe trug einen Halsbandsender wie viele Löwen in der Gegend und Forscher der Uni Oxford hatten ihn für ihre Untersuchung mit dem Namen „Cecil“ versehen. Dies war eingängiger als sein Forschungscode MAGM1.

Der Abschuss des Löwen im Gwaai-Hegegebiet war nichts Ungewöhnliches. 65 Löwen, 45 davon mit Halsbändern, waren dort in den vergangenen 16 Jahren geschossen worden. In Simbabwe gibt es neben den Nationalparks viele private und staatliche Reservate, in denen nachhaltige Jagd die umweltschädliche Rinderzucht abgelöst hat. Ohne Jagd wäre der Löwe „Cecil“ wahrscheinlich nie geboren worden. Peter Johnstone, einer der Pioniere des Jagdtourismus in Simbabwe, stellte 1969 seine Rinderfarm auf Jagd um und sagte dazu: „Jahrelang habe ich viel Geld ausgegeben, um die Löwen zum Schutz meiner Kühe abschießen zu lassen. Jetzt verdiene ich Geld damit, dass ich Löwen und anderes Wild hege und gelegentlich einen alten Löwen von einem Gastjäger abschießen lasse.“ Der Jagdtourismus hat sich bewährt und ist Ökotourismus, der nicht nur Löwen schützt, sondern auch natürliche Wildnis-Landschaften erhält.

Jagdgegner definierten den bis dahin nur einigen Forschern bekannten Löwen „Cecil“ zum Lieblingslöwen Afrikas und entfalteten eine einzigartige Medienkampagne. Sie behaupteten wahrheitswidrig, wie die britischen Löwenforscher jetzt in einem wissenschaftlichen Artikel nachweisen, der Löwe sei von den Jägern mit Futter aus dem Nationalpark gelockt worden. Ein US-Talkmaster beschimpfte den Zahnarzt mit rüden Namen. PETA forderte, er müsse gehenkt werden. Die Medien und die Öffentlichkeit wurden mit Falschmeldungen gefüttert. „Wir wussten schon damals, dass viele Nachrichten glatt erlogen waren, aber niemand wollte es hören“, sagt ein simbabwischer Wildschutzfachmann mit 30 Jahren Erfahrung vor Ort verbittert.

Der Abschuss des Löwen war legal

In Spitzenzeiten gab es täglich bis zu 12.000 redaktionelle Beiträge weltweit zu „Cecil“ in den Medien. Die sozialen Netzwerke quollen über von emotionalen Kommentaren und blankem Hass. Der Zahnarzt erhielt Todesdrohungen und musste abtauchen. 

Inzwischen weiß man, dass die Jagd und der Abschuss des besenderten Löwen im Wesentlichen legal waren. Rechtlich zu beanstanden sind – so der derzeitige Kenntnisstand vor Ort – nur kleinere Ordnungswidrigkeiten. Zum Beispiel hätte ein staatlicher Wildhüter bei der Jagd anwesend sein müssen. Ein Strafverfahren gegen die Beteiligten ist bislang nicht eröffnet worden.

Aus Naturschutzsicht war die Erlegung des Tieres nicht zu beanstanden. Der Löwe war 13 Jahre alt und seine Entnahme beeinflusste die Population eher positiv als negativ. Sinn des Forschungsvorhabens war es unter anderem nämlich gerade, die Auswirkungen der Trophäenjagd auf die Löwenpopulation zu überprüfen. Für Jäger bleibt dennoch ein bitterer Beigeschmack zurück, denn die Bogenjagd, die spätabends in künstlichem Licht stattfand, entspricht unabhängig von der Rechtslage nicht dem europäischen Verständnis von Waidgerechtigkeit.

Tierrechtler verdienten mit dem „Skandal“ Millionen

Die Affäre hat zur Folge gehabt, dass zahlreiche Fluggesellschaften unter Bezug auf „Cecil“ den Transport von Jagdtrophäen aus Afrika eingestellt haben. Frankreich und die Niederlande haben mit gleicher Begründung die Einfuhr von Löwen- und anderen Jagdtrophäen aus Afrika verboten und den Kampf für ein Verbot der Jagd in Afrika zu ihrer Sache gemacht (wir berichteten). Selbst die EU-Kommission hat für die nächste CITES-Vollversammlung weit reichende bürokratische Einschränkungen vorgeschlagen, die die Jagd in Afrika abwürgen könnten. In mehreren Staaten Afrikas ist die Zahl der Jagdgäste bereits drastisch gefallen und die Jagdeinnahmen sind weg gebrochen. Verschiedenen Naturschutzverwaltungen fehlen jetzt die Mittel für die dringend notwendige Bekämpfung der Wilderei. Den Tierrechtlern hingegen haben die Kampagnen Millionenbeträge in die Kasse gespült. Selbst die Oxforder Löwenforscher nahmen über eine Million Euro an Spenden ein.

Kluge PR-Profis haben den perfekten Sturm inszeniert, der Jagdtourismus und Naturschutz in Afrika gleichermaßen hinweg spülen könnte. Die Wahrheit ist dabei auf der Strecke geblieben.

Vor einem Monat haben 28 afrikanische Länder, in denen Löwen vorkommen, in einer gemeinsamen Erklärung festgestellt, dass gut organisierte Löwenjagd zum Schutz der Löwen beitragen kann. Einfuhrverbote für Trophäen könnten hingegen stabilen Löwenbeständen schaden. Ursache des Rückgangs der Löwen sei vor allem der Verlust von Lebensraum. 

In Afrika haben sich die Löwen in den Ländern, in denen sie auch nachhaltig bejagt werden, besser gehalten als in den Ländern, in denen sie auf dem Papier völlig geschützt sind. Die Ausdehnung dieser Jagdgebiete übertrifft die Nationalparks bei Weitem. Würde der Jagdtourismus hier verboten, dann gingen diese Gebiete für den Naturschutz verloren. Allein in Namibia, Südafrika und Simbabwe könnten mehr als 30 Millionen Tiere auf privatem Land verschwinden, ebenso hunderttausende Arbeitsplätze. Wer den nachhaltigen Jagdtourismus in Afrika abschaffen will, um ein paar Einzeltiere vor einem vorzeitigen Tod durch die Jagd zu „retten“, der spricht das Todesurteil für Millionen Wildtiere.