Die Bild-Zeitung, das Schwarzwild und der „Schießbefehl“

Die Bild-Zeitung, das Schwarzwild und der „Schießbefehl“

Boulevard-Zeitung leistet sich einen reißerischen und vollkommen übertriebenen Artikel über die Jagd.

Wildschwein
Wildschwein

Sachlichkeit sieht anders aus: Wieder einmal hat sich die Bild-Zeitung mit einer reißerischen und vollkommen übertriebenen Darstellung des Themas Jagd hervorgetan. Worum geht es? Die größte Grünanlage im sächsischen Belgern wird immer wieder von Schwarzwild durchgepflügt, daher erwägt die Bürgermeisterin eine Bejagung der Tiere. Was macht die Bild-Zeitung daraus? Nichts Geringeres als einen „Schießbefehl im Stadtpark!“ Der Text unterhalb dieser Überschrift beginnt dann mit den Worten: „Aus der größten öffentlichen Grünanlage der Stadt Belgern (Sachsen) soll schon bald eine Schießanlage werden!“ Auffällig illustriert ist der Bericht mit dem Bild eines jungen Waidmanns, der bereit scheint, den „Schießbefehl“ jeden Moment auszuführen.

Wer genauer hinschaut bzw. weiterliest, erfährt dann, dass die parteilose Bürgermeisterin von Belgern, Eike Petzold, mit der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Nordsachsen „im Gespräch“ ist, ob man dem Schwarzwild auch innerhalb des Stadtgebiets zu Leibe rücken könnte. Weiter heißt es, dass die beiden ortsansässigen Jäger einen solchen Einsatz ablehnen, da sie nicht in einem befriedeten Gebiet jagen wollen. „Nur: In Berlin war dies ja auch möglich“, sagte Petzold der Zeitung. Daher versuche sie nun, „über einen Jagdverband an einen Jäger zu kommen“.

Mit ihrem unrühmlichen Beitrag knüpfen die Bild-Macher an die Anti-Jagd-Berichterstattung ihrer österreichischen oe24-Kollegen an, die vor wenigen Wochen mit einem Hetz-Artikel für Aufsehen sorgten („Schock! Hier feiern Jäger Fuchs-Massaker“). Außerdem weckt der Begriff des „Schießbefehls“ Erinnerungen an ein Interview, in dem der Tier- und Bäume-Versteher Peter Wohlleben im vergangenen Sommer Jäger mit den Todesschützen an der ehemaligen DDR-Grenze verglichen hatte (wir berichteten).