Der Wolf, die Rinder und der Kölner Dom

Der Wolf, die Rinder und der Kölner Dom

Wie der Wolfsbeauftragte für Südbrandenburg versuchte, Dorfbewohner mit Aussagen und Fakten zu beeindrucken.

Wolf
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Was hat der Wolf mit dem Kölner Dom gemeinsam? Einiges – findet jedenfalls Dr. Reinhard Möckel. So wie die Kathedrale am Rhein als wertvolles Baudenkmal unsere Kultur bereichere, gelte für den Wolf: „Er gehört in unsere Landschaft und bereichert unsere Natur.“ Mit derartigen Einschätzungen versuchte der als Wolfsberater für Südbrandenburg zuständige Möckel jetzt bei einem Vortrag im Dorf Dollenchen, den Bewohnern die Anwesenheit von Wölfen schmackhaft zu machen.

Wie die Lausitzer Rundschau berichtet, hatte der Ortsvorsteher von Dollenchen den Wolfsfachmann eingeladen, da er Angst „bei nicht wenigen seiner Einwohner“ spürt und einen Verlust an Lebensqualität im Dorf befürchtet. Dabei freue man sich gerade in Dollenchen über jedes Baby und über jeden Zugezogenen.

Weil Dr. Reinhard Möckel gleich eingangs in dem Bericht als „Freund der Wölfe“ vorgestellt wird, der „begeistert von ihrer Rückkehr“ ist, verwundert es nicht, mit welchen Fakten und Aussagen er die Dorfbewohner zu beeindrucken versuchte: So sind Rinder und Hunde laut Möckel die weitaus größere Gefahr für die Menschen in Deutschland. 2014 habe es beispielsweise mehr als 10.000 Rinder-Attacken auf Menschen gegeben, bei denen sogar vier Tote zu beklagen waren. Außerdem seien zwischen 1998 und 2010 insgesamt 40 Menschen an Hundebissen gestorben. Europaweit sei es hingegen in den vergangenen Jahrzehnten zu keinem einzigen spontanen Wolfsangriff auf einen Menschen gekommen. „Es wird auch in Zukunft keinen geben“, sagte Möckel dem Bericht zufolge.  Es sei denn, ein Wolf werde angefüttert – was ja durchaus schon vorgekommen sein soll (wir berichteten).

Auf Möckels Aussagen reagierten die Dorfbewohner laut dem Zeitungsbericht mit einer „hitzigen Debatte“, in deren Verlauf der Wolfsberater mit Fragen „bombardiert“ wurde. Der Referent beschwichtigte, Landwirte und Schäfer könnten sich mit finanzieller Unterstützung durch das Land doch vor dem Wolf schützen. Dollenchen verliere aus seiner Sicht durch die Raubtiere nicht an Lebensqualität, sondern gewinne dadurch sogar. Wer einem Wolf begegne, solle diesen äußerst seltenen Anblick ruhig genießen.

Ob der Auftritt des Wolfsbeauftragten für die Menschen in Dollenchen hilfreich war, darf bezweifelt werden. Ortsvorsteher Frank-Uwe Mittelstädt sagte jedenfalls zu der Frage, welche Haltung er seinen Dorfbewohnern gegenüber dem Wolf empfehle: „Das ist eine Kopfsache, die muss jeder für sich selbst entscheiden.“

Einen umfangreichen Überblick über das Thema Wolf finden Sie auch hier in unserem Wolfsticker: Hier klicken!