Der tote Wolf, die Grünen und ein SPD-Minister

Der tote Wolf, die Grünen und ein SPD-Minister 

Am Wolf scheiden sich die rotgrünen Geister. Vor allem in Niedersachsen, wo der SPD-Umweltminister mit beispielloser Konsequenz gegen Problemwölfe vorgeht.

Wolf im Schnee (Foto: Marcel Langthim)
Wolf im Schnee (Foto: Marcel Langthim)

Vor einer Woche erst hat Olaf Lies zwei seiner Wolfsberater gefeuert, weil diese heftig gegen die Wolfspolitik der Landesregierung Stimmung machten. Die Grünen drohen dem Sozialdemokraten mit Klage, weil er Details zu Wolfsentnahmen geheim hält, um Jagdstörer fernzuhalten und die vom Staat beauftragten Schützen zu schützen.

Wirkung zeigen solche Maßnahmen bereits: Die „Entnahme“ einer Problemwölfin im Emsland-Kreis ging diese Woche nahezu geräuschlos (bis auf den Schuss natürlich) über die Bühne. Keine Waldspaziergänge der Pro-Wolf-Szene, keine Gewaltdrohungen gegen die beteiligten Schützen – und kein juristisches Geplänkel vor dem Abschuss.

Der NABU tobt und will den Minister bei der EU-Kommission verklagen. Lies beruft sich gegen solche Anschuldigungen auf die Schutzjagd-Regeln, die in anderen EU-Ländern von der Kommission nicht beanstandet werden. Das Rudel der nun erlegten Wolfsfähe habe seit Ende 2018 mehr als 500 Schafe gerissen. Das Land habe in der betroffenen Region 40.000 Euro Zuschüsse für Herdenschutzmaßnahmen investiert.

Für die Kritiker des Ministers dürfte es bald noch schlimmer kommen: Niedersachsen will die Problemwolf-Entnahme weiter vereinfachen und den Wolf sogar ins Jagdrecht aufnehmen. Außerdem lässt Lies von Wissenschaftlern untersuchen, ob Deutschlands Wölfe noch zu den bedrohten Arten gehören. Und er überlegt, die Jägerschaft bei Entnahmeaktionen stärker einzubinden.

All das erregt nicht nur den NABU und den WWF, sondern auch Niedersachsens Grüne. Sie sehen den Minister, der dreimal hintereinander direkt in den Landtag gewählt wurde, auf „dünnem Eis“. Was SPD-Ministerpräsident Stephan Weil und Koalitionspartner CDU offenbar anders sehen. „Es ist gut, dass der Staat hier gezeigt hat, dass er handlungsfähig ist. Zum Schutz des Erlegers und seiner Familie hoffen wir, dass Minister Olaf Lies alles unternimmt, um dessen Anonymität sicherzustellen“, kommentierte CDU-Fraktionsvize Martin Bäumer die jüngste Entnahmeaktion.

Für Zuspruch zur Wolfspolitik des Umweltministers sorgen auch Wolfsfreunde: Sie stellten eine Fotomontage ins Internet, die einen Wolf vor den Mauern des Konzentrationslagers Auschwitz darstellt. Lies reagierte entsprechend: „Einfach nur geschmacklos und geradezu entsetzlich, wie selbst ernannte Wolfsschützer mit dem Schicksal von über einer Million Menschen umgehen, die in Auschwitz ihr Leben gelassen haben.“