Der Forst im Klimawandel
Warum die Kampfansage „Wald vor Wild“ den Herausforderungen nicht genügt.
Auch wenn es Beißreflexe provoziert: Momentan lässt die Realität die Protagonisten einer vermeintlich zukunftsfesten Forstwirtschaft ziemlich alt aussehen. Die Laubwald-Euphorie erweist sich als unzureichende Antwort auf Hitzeperioden. Und der Feldzug gegen das Schalenwild als überbewerteter Nebenkriegsschauplatz.
Überlassen wir die Feststellung, dass es an Forstrezepten zur Bewältigung des Klimawandels fehlt, den Massenmedien. Wahr ist jedenfalls, dass Gegenwehr wohl nicht mit einfachen Lösungen wie „Wald vor Wild“ gelingt. Waldbau braucht langen Atem. Und es dauert Generationen, bis Irrwege erkennbar werden.
Wichtig ist solche Erkenntnis vor allem für die aktuell wohlfeile Hoffnung, dass wir nur mehr Bäume pflanzen müssen, um das Weltklima zu retten. Was jetzt gepflanzt wird, braucht Generationen, um volle Klima-Wirkung zu entfalten. Weit wichtiger wäre die Entschlossenheit, um jeden „erwachsenen“ Baum zu kämpfen. Ob er nun Laub oder Nadeln trägt.
Vor allem: Es ist nicht die Zeit der Ideologen, die den Käfer gern gewähren ließen – als Verbündeten im Kampf gegen die ungeliebte Fichte. Es ist vielmehr die Zeit, auch forstliches „Unkraut“ in seinem Wert für Natur, Klima und Artenvielfalt zu schätzen. Dies betrifft die Pioniergehölze, Sträucher, Stauden und sogar die forstlich lange unterbewertete Birke als schnell wachsender Kohlendioxid-Killer.
Nachdem sich Natur in Menschenhand wohl auch ökonomisch rechnen muss, ist es höchste Zeit, Holz als klimaneutral nachwachsenden Energieträger zu schätzen. Selbst dann, wenn Feinstaub-Fetischisten im Holzbrand einen neuen Lieblingsgegner entdeckt haben. Kombiniert mit moderner Filtertechnik haben Hackschnitzel und Kachelofen eine „grüne“ Zukunft. Sogar mit Renditepotenzial für den Forst und seine Laubwaldpräferenz.
Zum Thema Rendite gehört auch die Jagd. Und zwar als Nahrungsbeschaffung und forstliche Einnahmequelle über den Fleischverkauf hinaus. Wenn Jagd zur Schädlingsbekämpfung degeneriert und (unter Gleichgesinnten) zum Nulltarif verramscht wird, verzichtet der Forst auf gutes Geld. Wenn er altbewährte Regeln der Waidgerechtigkeit missachtet, schadet er nicht nur seinem Ansehen, sondern auch seinen Bilanzen.
Das Nachplappern wohlfeiler Jagdgegner-Argumente, etwa zum „Trophäenkult“, macht die Sache nicht besser. Vor allem nicht, wenn so manche Drückjagd-Strecken von Trophäenträgern dominiert werden. Und wenn Wildbret zu Spottpreisen verramscht wird. Mehr Wertschätzung wäre der gemeinsamen Sache von Forst und Jagd allemal dienlicher als die Kampfansage „Wald vor Wild“. Gerade in Zeiten, zu denen offenkundig wird, dass der Wald weit schlimmere Feinde hat als Reh und Hirsch.