Der „Cecil-Effekt“: Simbabwe leidet unter einer Überpopulation an Löwen

Der „Cecil-Effekt“: Simbabwe leidet unter einer Überpopulation an Löwen

Cecil
Cecil

Viele werden sich daran erinnern: Im Juli vergangenen Jahres erschoss der amerikanische Zahnarzt Walter Palmer das Aushängeschild eines Nationalparks in Simbabwe. „Cecil“, so der Name des „Star-Löwen“, wurde, wie man inzwischen weiß, illegal getötet. Denn der Löwe wurde auf einer Fläche geschossen, auf der es keine Lizenz für die Jagd gab. Innerhalb des Parks ist die Jagd verboten – außerhalb ist sie in großen Teilen legal.

Der anschließende mediale „Shitstorm“ war riesig. Palmer sah sich gezwungen, die Website seiner Praxis offline zu stellen und die sozialen Medien zu meiden. Überall wurde er als „Mörder“ beschimpft und ihm wurde gewünscht, dass ihm das geschieht, was er Cecil angetan hatte. Es ist keine Frage, dass die Jagd zum einen illegal und zum anderen grausam war. Palmer schoss mit Pfeil und Bogen auf den lokalen Liebling, verlor ihn aus den Augen und konnte den Löwen erst 40 Stunden nach dem ersten Schuss finden und erschießen. 

Was in der medialen Berichterstattung (leider) fast vollkommen untergeht, sind die Folgen für das Land Simbabwe und für den Nationalpark – ganz abgesehen davon, dass Cecil fehlt. Wie telegraph.co.uk zu berichten weiß, kommen inzwischen merklich weniger Jäger nach Simbabwe, vor allem aus Angst vor einer ähnlichen medialen Ächtung, wie sie Palmer erfahren hat. Tierschützer weltweit dürften nun sicher jubeln bei dieser doch so freudigen Nachricht. Es wäre ja auch zu schön, wenn sich alle Tierpopulationen von heute auf morgen von alleine regulieren würden und eine Überpopulation ausgeschlossen wäre. Doch genau dieses Problem hat Simbabwe nun ereilt. Jetzt fehlt dem bitterarmen afrikanischen Land nicht nur die gern genommene Finanzspritze durch die legale Trophäenjagd, nein, die Löwen werden schlicht und einfach zu viele und damit zu einem großen und nicht zuletzt finanziellen Problem.

Blondie Leathem, Manager des Bubye Valley Conservancy, sagte dem Bericht zufolge, dass er sich wünschte, 200 der sich dort befindlichen Löwen weggeben zu können, um der Überpopulation Einhalt zu gebieten. Das Problem sei lediglich, dass es kaum geeignete Lebensräume für die Tiere gebe. Man könne die Tiere nicht abgeben, ohne zu wissen, dass sie nicht durch zivilisatorische Einflüsse oder durch andere Tiere gefährdet würden. Leathem fordert die Menschen daher auf, sich zu melden, falls sie wissen, wo die Löwen in Sicherheit leben könnten. Auch solle unbedingt gespendet werden, um den Umzug der Löwen zu bezahlen, ansonsten sei dies nicht zu bewerkstelligen.

Retten Jagdgegner jetzt Simbabwe und den Nationalpark? Wohl eher nicht!

Pieter Kat, Direktor von „Lion Aid“, einer gemeinnützigen Organisation, ist überzeugt, dass es kaum eine Chance gebe, die Löwenpopulation nun noch auf anderem Wege einzudämmen – beispielsweise mit Verhütungsmethoden. Es gebe zwar Implantate, diese würden auch gut funktionieren, allerdings wäre die Population inzwischen deutlich zu groß und die Maßnahmen seien damit nicht mehr umsetzbar. Es würde auch Hunderttausende an Dollars kosten, damit die Verhütungsmaßnahmen überhaupt einen echten Unterschied machten.

Die Verteufelung der, und das muss ausdrücklich gesagt sein, legalen Trophäenjagd im Generellen, ohne sich über deren Sinn und Zweck informiert zu haben, führt nun erst zu den viel weitreichenderen Problemen (wir berichteten). Denn diejenigen, die am lautesten geschrien, gehetzt und protestiert haben, um weitere Jäger an der Trophäenjagd zu hindern, die haben nun zwar ein Teilziel erreicht, allerdings werden sie sicher nicht höchstselbst auf die Suche nach einem passenden Habitat für die Löwen gehen und auch kein Geld spenden, um den nun nötig gewordenen Umzug zu ermöglichen.