„Das sind Regeln zum Bauernbashing“

„Das sind Regeln zum Bauernbashing“

Franz Prinz zu Salm-Salm über die „Bauernregeln“-Kampagne von Bundesumweltministerin  Hendricks

Franz Prinz zu Salm-Salm, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands Sachsen-Anhalt, äußert sich im Interview mit Outfox-World zur heftig umstrittenen „Bauernregeln“-Kampagne von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (wir berichteten). Die Kritik gipfelt mittlerweile sogar in Forderungen nach einem Rücktritt der SPD-Politikerin.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von den „neuen Bauernregeln“ der Bundesumweltministerin erfuhren?

Die sogenannten „Bauernregeln“ sind nichts anderes als Regeln zum „Bauernbashing“. Angesichts der Tatsache, dass die Verwaltung und also auch ein Umweltministerium die Aufgabe hat, sachliche Lösungen auf den Weg zu bringen, ist dies eine neue Qualität von Verantwortungsmissbrauch in Form gezielter Polarisierung. 

Wen trifft dieses Bashing besonders?

Die Opfer sind zuerst die Familienbetriebe. Sie werden durch das Anprangern demotiviert. Dass eine Ministerin gezielt und undifferenziert mit Plakaten in mehr als 70 Städten in Deutschland, mit Ansichtskarten, über Social Media und über eine Kampagnen-Website einen ganzen Berufsstand anprangert, erinnert an Zeiten der Inquisition. Mit Blick auf ihre eigene Person sollte sich Frau Hendricks die Frage stellen, ob sie so indifferent behandelt und angeprangert werden wollte.

© BMUB
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Was sagt die Kampagne über die Politik der Umweltministerin aus?

Es lässt tief blicken, wenn eine Umweltministerin so massiv Landbevölkerung und Bauern anprangert. Dieses Vorgehen trägt zur Lagerbildung bei, nicht aber zu den erforderlichen Problemlösungen. Frau Hendricks sollte sich daran erinnern, dass sie dem Wohl ihres Landes – und dazu gehören auch die Landwirte – einen Amtseid geschworen hat, aber nicht dem Wohl des Wahlkampfes oder einer Kampagne.

Was hätten die deutschen Landwirte statt der „Bauernregeln“ benötigt?

Unsere Landwirte benötigen „Wertschätzung“ im wörtlichsten Sinne. Die Deutschen geben durchschnittlich 97 Euro pro Kopf und Jahr oder 26,5 Cent täglich für sogenannte Biolebensmittel aus. Diese Beträge sind bei weitem kein seriöser Beitrag dazu, dass gesamtgesellschaftlich die Verantwortung zu einer möglicherweise artgerechteren Tierhaltung und Lebensmittelproduktion wahrgenommen wird. Die Kampagne des Umweltministeriums ermuntert leider nicht dazu, dass alle Kreise der Gesellschaft ihre Verantwortung wahrnehmen. Vielmehr dient sie der billigen Suche nach „Schuldigen“, die es aber nicht sind. Mit Blick auf Beispiele in unserer Geschichte, aber auch mit Blick nach Amerika sollten wir diesen Brandstifter-Populismus sein lassen.