Das Schwarzwild-Problem der Grünen

Das Schwarzwild-Problem der Grünen

Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern fordert, Sauen auch in Schutzgebieten verstärkt zu bejagen. Die Grünen sind dagegen und vergessen, dass sie Teil des Sauenproblems sind.

Ein Wildschwein im Weizen
Ein Wildschwein im Weizen

Die Energiewende frisst ihre Väter (und Mütter), diesmal in Mecklenburg-Vorpommern. Auch dort wollen die Grünen das Schwarzwild vor den Jägern schützen und zugleich nicht erkennen, wie sehr der (Energie-)Maisanbau das Schwarzwild-Problem verschärft.

Auslöser des akuten Streits: Die CDU-Fraktion im Schweriner Landtag fordert, angesichts von Schweinepest und ausuferndem Wildschaden die Sauen auch in Schutzgebieten verschärft zu bejagen. Die Grünen sind dagegen: Schuld an der Massenvermehrung der Sauen sind aus ihrer Sicht die Jäger.

Dabei ist es von der Mecklenburger Seenplatte nicht weit nach Brandenburg zur Döberitzer Heide. Dort könnten die Jagdgegner von den Grünen studieren, wo Jagdverbote in Schutzgebieten hinführen: In „Sielmanns Naturlandschaft“ mussten die Behörden sogar eine Zwangsbejagung durchsetzen, um dem Schwarzwild-Problem beizukommen (wir berichteten).

Tatsache ist: Die Nahrung im brandenburgischen Schutzgebiet reicht bei Weitem nicht für die dort nachwachsenden Sauen aus. Manche schleppen sich deshalb halb verhungert durch die „Naturlandschaft“, die dem berühmten Tierfilmer gewidmet ist. Die anderen verteilen sich munter in der Nachbarschaft, fallen nicht nur über die Felder her, sondern auch in die Vorgärten der Siedlungen ein.

In Mecklenburg kommt verschärfend hinzu: Die Landesregierung hat für jede erlegte Sau 50 Euro Kopfgeld ausgesetzt (wir berichteten) – vor allem wegen der afrikanischen Schweinepest und der damit drohenden Katastrophe für die Schweinemäster (wir berichteten). Verständlich, dass die CDU es nicht hinnehmen will, wenn einerseits Steuergeld für die Kontrolle der Schwarzwildbestände ausgegeben wird und andererseits wahre Sauenparadiese im Staatsforst unterhalten werden.

Also Schwarzwildjagd auch im Nationalpark und in Naturschutzgebieten, verlangt die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Schupp im Namen ihrer Fraktion: „Der Jagddruck muss auch hier verstärkt werden, um das Ziel der Bestandsreduzierung zu erreichen.“ Etwa mit großen Bewegungsjagden.

Die Grünen sind zwar nicht im Schweriner Landtag vertreten, meldeten aber prompt Gegenwehr an: Wie der Nordkurier berichtet, hat Jutta Wegner, Sprecherin der Grünen in der Mecklenburger Seenplatte, nämlich angeblich herausgefunden, dass das Sauenproblem hausgemacht ist.

Die Grünen-Expertin beklagt eine verfehlte Jagdpolitik: Seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätten sich die Schalenwildbestände etwa verzehnfacht, Nordostdeutschland habe heute nach den afrikanischen Steppen die höchste Huftierdichte der Welt.

Wie weit die Grünen mit Wildtiermanagement nach Nabu-Art kommen, lässt sich nicht erst seit der Niedersachsen-Wahl studieren. In Mecklenburg-Vorpommern kämpften sie bisher schon auf eher verlorenen Posten: Sogar Umweltminister Till Backhaus (SPD) ist bekennender Jäger und drängt wie die CDU auf massive Verschärfung der Schwarzwild-Jagd.

Am Rande: Sogar aus dem Staatsforst, sonst in Tierrechtler-Kreisen eher gelitten als gemeine „Hobby-Jäger“, kommen klare Schuldzuweisungen. Wesentliche Ursache für die massenhafte Sauenvemehrung, heißt es aus der bayerischen Forstverwaltung, seien immer mildere Winter und der Energiepflanzen-Anbau.

Ob die grünen Nordlichter solche Experten-Meinung gelten lassen, wenn sie aus Bayern kommt, bleibt abzuwarten. Sicherer scheint die Wette, dass die rot-schwarze Landesregierung sich von Zwischenrufen der Grünen wohl kaum beeindrucken lässt. Bei der letzten Landtagswahl rutschten sie von 8,7 auf 4,8 Prozent. Die Wähler wanderten in Scharen zur SPD und Jäger Backhaus.