Das ganz vegane Artensterben

Das ganz vegane Artensterben

Avocados
Avocados

Viele haben die traurigste Meldung der Woche überlesen: Der weltweite Appetit auf Avocados bedroht den Regenwald in Mexiko – vegan korrekt, aber eine Katastrophe für Artenvielfalt und Klima.

Die Deutsche Presseagentur, sicher seriös, berichtet über Raubbau für die Ausweitung der Avocado-Anbauflächen. „Pro Jahr werden 1.500 bis 4.000 Hektar Wald gerodet, um Platz für Avocado-Felder zu schaffen“, zitiert dpa die mexikanische Umweltschutzorganisation Gira. Zudem bedrohe der intensive Avocado-Anbau auch sonst die Umwelt: „Der Einsatz von Pestiziden in den Monokulturen verschmutzt das Trinkwasser.“

So gefährlich kann offenbar vermeintlich gesundes Essen sein – zumindest, wenn Mode im Spiel ist: Der Avocado-Hype aus den USA ist längst bei uns angekommen. Auch als rein pflanzlicher Ersatz für tierische Fette und als Geschmacksträger in der Tofu-Szene. Dementsprechend explodiert die weltweite Nachfrage nach den „Grünen Gold“.

Weniger gut: Im Hauptanbauland Mexiko wuchs die Anbaufläche binnen zehn Jahren von 95.000 auf über 134.000 Hektar. Für die armen Bauern dort ist die Modefrucht mit stramm steigenden Preisen sowas wie ein Rettungsanker, vergleichbar mit dem Energiemais bei uns. Deshalb muss der Regenwald weichen – oft illegal.

In Deutschland stieg der Import von Avocado von 10.700 Tonnen im Jahr 2013 auf zuletzt fast 16.000 Tonnen. In den USA hat der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Avocados in den vergangenen 15 Jahren von zwei Pfund auf sieben Pfund zugelegt. Und auch Greenpeace warnt: „Der hohe Wasserbedarf und der verstärkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln könnten negative Folgen für die Bevölkerung haben.“

Das Beispiel zeigt: Viele verheerende Eingriffe in die Reste noch intakter Natur geschehen mit bestem Gewissen. Und von einer einigermaßen realistischen Folgeneinschätzung solcher Moden ist die breite Öffentlichkeit weit entfernt. Wohl auch Leute, die sonst gerne ein besonders gutes Gewissen haben und mit dem Verzicht auf Milch und Fleisch die Krise der Landwirtschaft auch bei uns weiter verschärfen.