Besser die Waffe im Schrank lassen

Besser die Waffe im Schrank lassen

Wie schnell Tierfreunde zu Tierhassern werden, lässt sich dort studieren, wo das Wild Städte als Lebensraum erobert. Oft sollen es die Jäger richten, zum Beispiel wenn Sauen Siedlungsgärten verwüsten. Aber sie tun gut daran, die Waffe erst einmal im Schrank zu lassen.

Im badischen Engen wurde kürzlich ein Jäger zur Hilfe gerufen, um einen sterbenskranken Fuchs zu töten. Das Tier schleppte sich nach dem ersten Schuss in ein gut besuchtes Erlebnisbad und der Mann machte den Fehler, dem Fuchs dort hin zu folgen – mit der Waffe unterm Arm. Geschossen hat er dort nicht mehr, die Polizei und die Staatsanwaltschaft dennoch am Hals.

Im mecklenburgischen Marlow geht es aktuell eher andersherum: Ein Jagdpächter wurde von Tierschützern angezeigt, weil er einen Hirsch nicht erlöste, der sich nach einem Verkehrsunfall schwer verletzt davon machte. Der Mann sagt, er habe das Tier nicht finden können. Die dann herbeigerufene Polizei fand den Hirsch, die Beamten schafften es aber nicht, ihn zu töten. Schließlich machte ein anderer Jäger, der herbeigerufen wurde, dem bösen Spiel ein Ende.

Das erinnert an den jungen Wolf, der sich nach einem Verkehrsunfall wochenlang durch Niedersachsen schleppte – unter „Obhut“ der dort zuständigen Behörden. Hier waren Jäger eindeutig nicht zuständig, Wölfe unterliegen nicht dem Jagdrecht. Und Zurückhaltung ist allemal geboten: Einem schwedischen Jäger, der im Auftrag der Polizei einen angefahrenen Wolf tötete, haben militante Jagdgegner bereits das zweite Auto kaputt geschlagen.

Logisch ließe sich unter vernünftigen Menschen mit Nothilfe argumentieren, wenn Tiere leiden und nur der Gnadenschuss als Ausweg bleibt. Doch, so vernünftig ist die Gesellschaft nicht immer und nicht überall. Also bleibt Jägern wohl nur der Rechtsweg, etwa durch Einholen einer Ausnahmeerlaubnis zur Jagd im befriedeten Bezirk.

Und wenn es nur um die Abwehr materieller Schäden geht – etwa um von durch Sauen durchwühlte Vorgärten – ist es allemal ratsam, den Finger gerade zu lassen. Sonst kann Nachbarschaftshilfe schnell vor dem Kadi und mit dem Verlust des Jagdscheins enden. Und am Pranger gewisser Internet-Foren, deren Hass-Prediger meist ungeschoren bleiben.