ASP im Fokus (I): Die Jäger und die Seuche
Auch bei der Afrikanischen Schweinepest zeigt sich wieder: Wenn’s ernst wird, sollen es die Jäger richten. Und Tierleben sind plötzlich nicht viel wert.
Zum Auftakt einer Artikelserie zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) macht sich unser Autor Gedanken über eine Gesellschaft, die die Jagd verteufelt und doch massenhaft Tiere tötet, wenn es eng wird.
Wie immer, wenn es ungemütlich wird in dieser schönen, neuen Welt, sind die Sprüche von den Selbstheilungskräften der Natur mit einem Mal kaum noch zu hören. Vieltausendfacher Nutztier-Tod wird akribisch vorbereitet mit sogenannten Notfallplänen. Politiker, die sich eben noch dem Diktat der Tierrechte-Phantasten beugten, ermuntern nun die Jäger zum Schwarzwild-Massenabschuss.
So sieht die Realität wohl aus, wenn echte Probleme drohen: Riesige ASP-Verluste in der ohnehin gebeutelten Landwirtschaft. Wähler, die sich sorgen, dass das liebgewordene Grill-Nackensteak zu Schleuderpreisen plötzlich unbezahlbar wird. Und immer wieder die Lüge, dass Wildtiere schuld sind am Schlamassel einer globalen Lebensmittelwirtschaft.
So war´s beim Rinderwahnsinn, ausgelöst wohl auch durch den Aberwitz, Tiermehl an Wiederkäuer zu verfüttern. So ging´s weiter mit der Vogelgrippe, angeblich rund um den Globus geschleppt von den Zugvögeln. An der Rückkehr der Rindertuberkolose ist aus solcher Sicht das Rotwild schuld. Und bei der Schweinepest haben die Seuchenbekämpfer nun als wohlfeilen Sündenbock die Wildschweine im Visier.
Keine Missverständnisse: Der Schwarze Peter geht nicht an die bäuerliche Landwirtschaft. Sie gehört ebenso zu den Opfern, seit der Fleisch- und Futtermittelhandel zur globalen Angelegenheit geworden ist – und wohl auch zum höchst wirksamen Seuchen-Transportmittel. Dass Reisende gewarnt werden, nur ja keine Wurst- und Fleischreste in die Abfalleimer einer Autobahnraststätte zu werfen, weil sich dort das Schwarzwild infizieren könnte, sagt ja alles.
Logisch, Veganer könnten sich so bestätigt fühlen. Aber gerade ihr Futter ist ein Musterbeispiel für den Irrsinn einer Nahrungskette mit wahnwitzig weiten Transportwegen, kaum kontrollierter Gentechnik und Raubbau an der Natur. So wie wir das Schwarzwildproblem nicht nur dem Klimawandel verdanken, sondern auch einer missratenen Energiewende, die Lebensmittel zur Produktion von Bio(?)-Gas missbraucht, während anderswo die Menschen hungern.
Wenn der Hut brennt, ist es mit dem kollektiv guten Gewissen nicht mehr weit her
Jäger wissen: Wenn der Hut brennt, ist es mit dem kollektiv guten Gewissen nicht mehr weit her. Ältere erinnern sich daran, wie wir uns einspannen ließen für die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut, die gerade dabei war, die Raubwildbestände auf natürliche Art zu regulieren. Um nun zu ertragen, dass sich der Berufstierschutz über ein paar Dutzend Füchse auf der Treibjagd-Strecke mokiert. Während die Füchse durch die Wohngebiete streifen und Waschbären den Artenschutz zur Nullnummer machen.
Natur wehrt sich in der Tat, versucht wohl auch, Überbestand der Rasse Homo sapiens zu regulieren. Mit dessen eigenen Mitteln. Wenn eine afrikanische Seuche zum europäischen Problem wird. Wenn Hühner an einem asiatischen Virus verenden und einer bedrohten, vermeintlich heilen Welt nur noch das massenhafte Abschlachten als Antwort einfällt. Mehr über das „Keulen“ und die Notfall-Pläne demnächst an dieser Stelle.