Die Küken und der Schwarze Peta

Die Küken und der Schwarze Peta

Ausnahmsweise sind auch viele Jäger mit Peta einig: Das Schreddern von männlichen Hühnerküken ist wirklich herzerbärmlich. Aber schuld daran sind vor allem jene Verbraucher, die sich in ihrer Masse einen Dreck um Tierschutz scheren, sobald es den eigenen Geldbeutel und die eigenen Verzehrgewohnheiten betrifft.

Einfach so dahingesagt geht es ums schnöde Geld: Die Aufzucht von Hühnerküken, die das Pech haben, dass sie als Männer zur Welt gekommen sind, rentiert sich nicht. Sie legen keine Eier und sie setzen viel zu langsam Fleisch an, um nach dem Schlachten rentabel zu sein – zumindest bei den Preisen, die im Supermarkt noch zu erzielen sind.

Wahr ist aber auch: Gut gebraten geht nichts über einen jungen Gockel. Für die Großeltern noch ein Festessen und beileibe nicht alltäglich. Wie ein Suppenhuhn, das mit den Turbomast-Legehennen nicht zu vergleichen ist. Schön mit Fettaugen oben in der Schüssel, Gaumenschmaus genug für eine Großfamilie. Und kein Vergleich zu den „Formstücken“ in Panade, die heute Nuggets heißen und den meisten Fans nur mit scharfen Soßen schmecken. Das ginge, zugegebenermaßen, wohl auch mit Tofu.

Schlimmer noch ist eine andere Folge solchen Konsumverhaltens: Große Teile vom armen Huhn gelten in unseren Wohlstandsgesellschaften als nicht verwertbar und gehen deshalb (wie die aussortierten Küken) ins Hundefutter oder in den Export für die Menschen in Entwicklungsländern. Dies zu Schleuderpreisen, bei denen kein Bauer dort mithalten kann.

An all dem sind Menschen schuld, die gerne das haben, was heute ein gutes Gewissen genannt wird: Auf dem Teller oder in der Fastfood-Box soll möglichst keine Spur davon zu sehen sein, dass ein Tier sterben musste, damit wir Nuggets oder Minutensteaks mampfen können. Wenn überhaupt im Angebot, werden Innereien im hintersten Eck der Kühltheken versteckt. Als wäre es Ramschware, allenfalls für Leute, die den Cent zweimal umdrehen müssen.

Wer auch nur ein wenig nachdenkt, der spürt, dass an solcher Perversion auch Tierrechtsaktivisten Mitschuld tragen: Sie machen den Leuten das schlechte Gewissen, das der Durchnittskonsument mit Fleischgerichten beruhigen will, denen ihr Ursprung kaum anzumerken ist. Das trifft nicht nur die vom Preisdruck getriebene Agrarindustrie, sondern vor allem auch die Jagd. Sie ist nämlich die letzte Form der Nahrungsproduktion, die das Töten nicht verdrängt und verbirgt, sondern als Teil ihres Tuns begreift.

Fleisch aus jagdlicher Herkunft ist Bio von Tieren, die bis zuletzt artgerecht leben durften. Jäger machten sich um das waidgerechte Töten schon ein Gewissen, als es dem Rest der Gesellschaft noch ziemlich egal war, ob Schweine oder Hühner glücklich sind. Wen wundert´s, dass Jägerinnen und Jäger die ideale Zielscheibe sind für die Profiteure des modischen Verdrängens.

Unsere These: Mehr Tierwohl beginnt mit dem Bemühen, dem Allesfresser Mensch das Gefühl zurückzugeben, dass für seinen Nahrungserwerb Tiere sterben. Jäger-Kinder gehören zu einer aussterbenden Gattung, der solcher Zusammenhang noch bewusst ist. Ob das auch für die Burger-Generation gilt, ist zu bezweifeln. Und es gibt zu denken, dass Fastfood und Peta irgendwie ähnliche Methoden haben – auch beim Marketing.

So wahr Niedersachsens Umweltminister ein Grüner ist. Und dennoch eine Verordnung erlassen hat, auf die sich die Kükenzüchter nun gegen eine Peta-Strafanzeige berufen. Die Hähne auszusortieren und als Tierfutter zu verkaufen, sei ein vernünftiger Grund, diese zu töten, steht dort geschrieben. Nebenan im Münsterland sehen das die Staatsanwälte anders und haben auf Peta-Drängen Klage gegen Küken-Sortierer erhoben.

Der Bundeslandwirtschaftsminister will das Problem hingegen pragmatisch lösen: Christian Schmidt setzt auf Hightech-Verfahren, die das Geschlecht der Embryonen schon im Ei identifizieren. Dann kommen die ungeborenen Hähne in die Nudeln – und die halbveganen Pasta-Fans haben den Schwarzen Peta-Peter?