Misstrauen gegenüber Rissgutachten: Werden Wolfsnachweise gezielt vertuscht?

Veröffentlicht am 11.10.2023

Ein Schafhalter aus Hessen spricht das aus, was viele denken: „Wir werden in Bezug auf den Wolf von der Politik verarscht“.

Fünf Wölfe, oder doch Hunde, sicherlich keine Füchse an einem gerissenen Stück Damwild. (Symbolbild: Insa Osterhagen auf Pixabay)
Fünf Wölfe, oder doch Hunde, sicherlich keine Füchse an einem gerissenen Stück Damwild. (Symbolbild: Insa Osterhagen auf Pixabay)

Ein Landwirt aus Heringen, einer kleinen Stadt im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg, äußert Zweifel an den Wolfsnachweisen des Hessischen Wolfszentrums. Ihm zufolge werden bestätigte Wolfsfunde absichtlich vertuscht, wie Merkur.de zuerst berichtete.

In letzter Zeit gibt es vermehrt Zweifel seitens der Landwirte und Jäger im Landkreis Hersfeld-Rotenburg an den Ergebnissen des Hessischen Wolfszentrums, besser gesagt an den Ergebnissen der Untersuchung von DNA-Proben, die an vermeintlichen Wolfsrissen genommen und im Labor des Senckenberg Zentrums für Wildtiergenetik analysiert werden. Diese Zweifel führten dazu, dass vermehrt zusätzliche Proben von gerissenen Tieren entnommen und an andere Labore geschickt wurden und werden, um unabhängige Untersuchungen durchzuführen.

Ein aktuelles Beispiel ereignete sich unlängst in Heringen, einer kleinen Stadt im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg, als ein gerissenes Reh gefunden wurde. „Eine Spaziergängerin fand das frisch gerissene Reh. Die Keule war herausgerissen, die Innereien gefressen und auch am Hals waren typische Rissspuren zu erkennen“, erzählte Schafhalter Florian Roos gegenüber Merkur.de. „Der Gutachter kam dann, hat DNA-Proben entnommen, diese wurden an das Senckenberg-Zentrum geschickt und nach ein paar Wochen kam das Ergebnis des Wolfszentrums: Der Verursacher soll ein Hund gewesen sein.“ Jedoch, nach einer unabhängigen Untersuchung im Genetik-Labor ForGen (Institut für forensische Genetik und Rechtsmedizin am Institut für Hämatopathologie GmbH) in Hamburg, wurde ein männlicher Wolf als Verursacher bestätigt!

Florian Roos, der sich um die Kontaktaufnahme mit dem Hessischen Wolfszentrum bemühte, um den Riss begutachten zu lassen, ist nach diesem Vorfall noch mehr davon überzeugt, dass einige Wolfsrisse absichtlich vertuscht werden, um die Anzahl der Risse und nachgewiesenen Wölfe so gering wie möglich zu halten. Roos betont die Bedeutung eines ehrlichen Wolfsmonitorings, besonders um den Wolf schnellstmöglich ins Jagdrecht aufnehmen zu können.

Florian Roos ist sich sicher: „Wir werden in Bezug auf den Wolf von der Politik verarscht“.

Die Zweifel an den DNA-Ergebnissen, die die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung als nationales Referenzzentrum für Wolfs- und Luchsmonitoring in Deutschland seit 2010 bundesweit untersucht, kommen nicht nur in Heringen, sondern auch bei anderen Beprobungen in ganz Hessen, ja sogar in der ganzen Republik bereits seit einigen Jahren schon, auf. Immer häufiger wurden Ergebnisse wie „Fuchs“, „Hund“ oder „keine Artbestimmung möglich“ gemeldet.

Wolfszentrum wäscht Hände in Unschuld

Konfrontiert mit den Anschuldigungen verwies das Hessische Wolfszentrum darauf, dass die Ergebnisse des Instituts ForGen dort nicht vorliegen würden und es deshalb dazu keine Stellung nehmen könnte. Darüber hinaus wird betont, dass die Ergebnisse der DNA-Analysen, die die Senckenberg Gesellschaft vornimmt, nur maßgeblich für das Monitoring der Wölfe seien und dass bei Untersuchungen von Nutztierrissen daneben auch das Rissbild berücksichtigen würde und mit in die Beurteilung einfließe, nicht nur die festgestellte DNA.

Grundsätzlich bedeute es nämlich nicht, dass wenn die DNA eines Hundes an einem Tier nachgewiesen wurde, dass auch ein Hund das Tier zwangsläufig verletzt oder getötet hat. Es sei durchaus möglich, dass Spaziergänger mit ihren Hunden die DNA-Anhaftungen verursacht hätten. In dem Fall des gerissenen Rehs habe das Tier ja auch „auf freiem Feld“ und somit für jedermann zugänglich gelegen.

Auf der Website des Wolfszentrums ist jedenfalls nachzulesen, dass allein in diesem Jahr bis September bei 59 DNA-Untersuchungen an gerissenen Rehen, Rinderkälbern, Ziegen, Schafen, Pferden und Rotwild das Ergebnis „Hund“ herausgekommen sei. Bei zwei gerissenen Rehen in diesem Jahr lautete das Ergebnis „Fuchs“ und bei insgesamt 51 Fällen sei laut Wolfszentrum keine Artbestimmung möglich gewesen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

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