Aktives Bestandsmanagement des Wolfes ist europarechtskonform möglich

Veröffentlicht am 30.08.2023

Staatsrechtler Professor Michael Brenner hält regional differenzierte Maßnahmen für möglich. Verbände des ländlichen Raums fordern rasche Umsetzung des Koalitionsvertrags. Mit zunehmenden Übergriffen auf Nutztiere schwindet die Akzeptanz für den Wolf.

Zwei Wölfe an einem Riss im Wald. (Symbolbild: Marcel Langthim auf Pixabay)
Zwei Wölfe an einem Riss im Wald. (Symbolbild: Marcel Langthim auf Pixabay)

Professor Dr. Michael Brenner aus Jena hat in einem von der FDP-Bundestagsfraktion in Auftrag gegebenen Gutachten festgestellt, dass ein aktives Bestandsmanagement des Wolfs europarechtskonform umsetzbar ist. Verschiedene Verbände wie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE), der Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter (BDZ), der Bundesverband für landwirtschaftliche Wildhaltung (BLW), der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV), die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) begrüßen diese Klarstellung und drängen auf die rasche Umsetzung des Koalitionsvertrags durch die Bundesregierung, um den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs in Deutschland bei der Europäischen Union zu melden.

Das Gutachten von Professor Brenner zeigt, wie der Deutsche Jagdverband heute (30.08.2023) mitteilt, dass ein differenziertes Bestandsmanagement auch ohne direkten Schadensnachweis durchgeführt werden kann. Dadurch kann die Wolfspopulation auf einem akzeptablen Niveau gehalten werden, während der günstige Erhaltungszustand langfristig gesichert wird. Der Staatsrechtler weist darauf hin, dass ein solches Bestandsmanagement für den Wolf auf regionaler Ebene umsetzbar ist – auch unter Berücksichtigung des strengen Schutzes, den die EU trotz der starken Zunahme der Wolfspopulation europaweit nach wie vor vorsieht.

Die Dringlichkeit dieser Angelegenheit wurde kürzlich erneut unterstrichen. Im Landkreis Stade kam es zu einem der schwersten Übergriffe auf Nutztiere in Deutschland, bei dem ein Wolfsrudel trotz vorbildlicher Herdenschutzmaßnahmen 55 Schafe tötete (wir berichteten). Die Verbände betonen, dass die Phase, in der Herdenschutz und die Entnahme einzelner auffälliger Wölfe ausreichend waren, längst vorbei ist. Laut aktuellen Daten der DBBW wurden im Jahr 2022 mehr als 4.000 Nutztiere verletzt oder getötet, darunter nicht nur Schafe und Ziegen, sondern auch Rinder, Pferde und landwirtschaftliche Wildhaltung. Die Akzeptanz des Wolfs in den betroffenen Regionen schwindet rapide. Daher fordern die Verbandsmitglieder von der Bundesregierung und der anstehenden Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz im September rasches Handeln.