Wildschwein-Attacke: Kleines Mädchen verletzt

Veröffentlicht am 28.09.2023

Im südfranzösischen Marseille wollte eine 10-Jährige mit ihren Vater Wildschweine beobachten und wurde dabei nicht unerheblich verletzt

Wildschweine auf dem Grünstreifen neben einer Straße. (Symbolbild: iStock/Arkadiusz Warguła)
Wildschweine auf dem Grünstreifen neben einer Straße. (Symbolbild: iStock/Arkadiusz Warguła)

Eine ungewöhnliche und sehr schmerzhafte Begegnung ereignete sich am vergangenen Mittwoch (20.09.2023) gegen 20 Uhr im südfranzösischen Marseille, als Giulia, ein 10-jähriges Mädchen, nach ihrem Tenniskurs im Luminy Club mit ihrem Vater nach Hause fahren wollte.

Bald schon zu einer kleinen Tradition der beiden ist es geworden, an jedem Mittwoch nach dem Tennis einen Abstecher zur nahegelegenen Universität zu machen, um auf dem dortigen Parkplatz Wildschweine zu beobachten. Wie die französische Zeitung „La Parisienne“ weiter berichtet, ist dieser Ort bereits stadtbekannt dafür, dass sich dort regelmäßig Schwarzkittel einfinden, da sie immer wieder von verantwortungslosen Menschen gefüttert werden. Für die umliegenden Anwohner ist dies bereits zum nicht zu vernachlässigenden Problem geworden, da die Tiere auf der Suche nach Futter Mülltonnen umwerfen, Vorgärten umbrechen und Blumenkübel zerbrechen.

„Wir sind es schon gewohnt, sie zu sehen, beobachten sie aber normalerweise nur aus dem Autofenster heraus“, erzählt Giulia. Doch an diesem Abend gab es eine kleine Programmänderung. Giulia und ihr Vater hielten in der Nähe der wilden Sauen an als auf dem Parkplatz gerade eine Frau, die Vater und Tochter bereits von vorangegangenen Besuchen kannten, dabei war, die Wildschweine zu füttern. „Es schien alles wie immer zu sein. Ich habe nur bemerkt, dass es viele kleine Frischlinge gab“, bemerkt die Schülerin, ohne zu ahnen, was als Nächstes passieren würde.

Zwei Attacken aus dem Nichts

Kaum hatte sie die Beifahrertür geöffnet und die vielen ungewöhnlich aufgeregten Frischlinge bemerkt, wurde sie auch schon unvermittelt von einem Keiler, der bei der Rotte stand, angenommen. Der Basse traf das Mädchen an den Beinen und gleich darauf wurde sie von einer ausgewachsenen Bache, direkt neben ihr, von selbigen geholt und gut einen Meter durch die Luft geschleudert.

Die Verletzungen durch die Wildschweine waren erheblich

„Es geschah in einer Sekunde. Ich hatte nicht einmal Zeit, es zu realisieren. Ich war geschockt“, erinnert sich Giulia. Die Verletzungen durch die Angriffe waren erheblich.

Nachdem sich die !0-Jährige zurück ins Auto geflüchtet hatte, bemerkte sie im Schutz des Autos sofort ihre stark blutenden Beine. „Da habe ich erst verstanden, dass ich verletzt wurde. Mein Vater sagte mir sofort, dass wir ins Krankenhaus müssen“, berichtet das Mädchen weiter.

Auf dem Weg in die Notaufnahme herrschte Panik: Der Vater rief die Mutter an, um ihr von dem Wildschwein-Angriff zu berichten. „Ich dachte sogar, sie sei gebissen worden“, sagt Mutter Genny, die seitdem nicht mehr zur Ruhe kommt. Im Hospital Saint-Joseph wurden zwei tiefe Wunden, eine unterhalb des Knies und eine am Schienbein, gereinigt und versorgt. Es gab keine offensichtlichen Bisswunden, aber die Waffen (Eckzähne) des Keilers hatten fast 4 Zentimeter lange Schnitte verursacht, die nicht genäht werden konnten. „Man sagte uns, dass es ein Infektionsrisiko geben könnte“, erklärte die Mutter, die nun täglich die Verbände wechseln muss.

Ein nachhaltiges Erlebnis

Die Geschehnisse vom Mittwochabend haben nicht nur dazu geführt, dass Giulia zwei Tage zuhause bleiben musste und die Schule verpasst hat, sondern haben auch anderweitig tiefe Spuren hinterlassen: „Ich werde nie wieder so nah an die Wildschweine herangehen“, versichert sie. „Aus diesem Grund möchten wir diese Geschichte erzählen“, fährt Genny fort. „Wir möchten die Menschen darauf aufmerksam machen, sehr vorsichtig zu sein.“

Dieser Rat wird vom Nationalpark Calanques gerne aufgegriffen, wobei betont wird, dass die Begegnung mit einem Wildschwein in der Nähe des Naturschutzgebiets aufgrund der Anpassung der Tiere an das urbane Milieu nicht ungewöhnlich ist.

„Mülltonnen, Rasenflächen, Teiche, Bewässerungssysteme und landwirtschaftliche Flächen stellen eine garantierte und leicht zugängliche Nahrungs- und Wasserversorgung dar, die insbesondere während der Dürreperioden in den Calanques äußerst attraktiv ist“, heißt es vom Nationalpark. Ohne auf die Gründe für den Angriff der Wildschweine am vergangenen Mittwoch einzugehen, erinnert der Park daran, dass Wildschweine immer noch Wildtiere sind, die sich vom einen auf den anderen Moment scheinbar völlig unberechenbar verhalten können. Gerade wenn eine Bache ihre Frischlinge in Gefahr wähnt. Giulia kann jetzt ein Lied davon singen und wird diesen Abend wohl nicht so schnell vergessen.