Wilderer erschießt Rekord-Waldrapp „Knubbel“

Veröffentlicht am 12.01.2024

Tragisches Ende eines Rekordflugs: Junges Waldrapp-Weibchen „Knubbel“ illegal abgeschossen

Die tote Knubbel wurde durch spanische Naturschutzbeamte geborgen. (Foto: Waldrappteam Conservation & Research)
Die tote Knubbel wurde durch spanische Naturschutzbeamte geborgen. (Foto: Waldrappteam Conservation & Research)

Ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte der Zugvögel hat ein tragisches Ende genommen. „Knubbel“, ein junges Waldrapp-Weibchen, das am 3. Juni in Überlingen am Bodensee geschlüpft ist, hat während seiner Herbstmigration einen Rekordflug vollbracht, bevor es tragisch ums Leben kam.

Knubbel, die in Norditalien den Anschluss an ihre Artgenossen verlor, folgte einem typischen Südwestkurs für junge, allein fliegende Waldrappe. Dank eines GPS-Senders konnte ihr Flugweg detailliert nachvollzogen werden.Am 15. Dezember startete Knubbel einen bemerkenswerten Flug über das Mittelmeer und legte an diesem Tag 470 Kilometer zurück, bevor sie auf Korsika übernachtete.

Am nächsten Tag setzte sie ihren Flug fort und traf nur 20 Kilometer von der Küste entfernt in der Dunkelheit auf eine Ölplattform und übernachtet dort. Die Flugstreckt dieses Tages betrug unglaubliche 760 Kilometer, die der Vogel den Daten gemäß non-stop zurückgelegt hat, ohne Aufnahme von Wasser oder Futter. Es ist die längste Tages-Flugdistanz, die jemals bei einem Waldrapp dokumentiert wurde.

Insgesamt legte Knubbel in drei Etappen eine Strecke von 1.320 Kilometern zurück, was ein beeindruckendes Beispiel für die Ausdauer und Orientierungsfähigkeit von Zugvögeln darstellt, insbesondere für einen so jungen und unerfahrenen Vogel.

Leider fand dieser außergewöhnliche Flug ein trauriges Ende. Nach etwa einer Woche in der Nähe der spanischen Ortschaft Calanda deuteten die Daten des GPS-Senders auf eine Verletzung und schließlich auf den Tod von Knubbel hin. Lokale Naturschutzbeamte fanden den Vogel und eine forensische Untersuchung bestätigte, dass Knubbel illegal abgeschossen wurde.

Dieser Fall markiert den ersten illegalen Abschuss eines Waldrapps vom Bodensee in Spanien. Die unglaubliche Leistung von Knubbel hatte den Vogel zu einer bekannten Persönlichkeit gemacht, und es gab Hoffnungen, dass sie ihren Flug nach Andalusien fortsetzen und dort auf Artgenossen treffen würde. Dieser Hoffnung wurde durch die sinnlose Tat des Täters ein Ende gesetzt.

Der Vorfall von Knubbel beleuchtet die traurige Realität der illegalen Vogeljagd, die nicht nur in Italien, sondern auch entlang der Zugroute nach Andalusien eine große Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt. Die Verantwortlichen für den Schutz der Waldrappe kündigen an, jeden Fall von Wilderei anzuzeigen und hoffen auf Untersuchungen durch die spanische Justiz sowie Unterstützung durch die spanischen Jagdverbände.