Wie könnte die Jagd in 20 Jahren aussehen?

Veröffentlicht am 12.12.2023

„Zukunftsvision 2030“: Volker Seifert vom Forum lebendige Jagdkultur e. V. setzt die Ergebnisse der „Beutelmeyer-Studie“ in Relation zum ZDF-Beitrag „Jagd-Fluencer“

Quelle: Studie „Zukunftsvision 2030“
Quelle: Studie „Zukunftsvision 2030“

Von Volker Seifert

Der ZDF-Bericht „Auf der Jagd nach Likes und Klicks“ über Jagd-Influenzer in Deutschland und das darin gezeigte oberflächliche Verhältnis der Akteure, hat erschreckend die Ergebnisse der „Beutelmeyer-Studie“ von 2011 bestätigt.

2011 veröffentliche Prof. Dr. Werner Beutelmeyer seine Studie „Zukunftsvision 2030: Wie kann Jagd in zwei Dekaden aussehen?“ Bei der Untersuchung wurden die Befragungsergebnisse von 500 Probanden ausgewertet. Dabei wurden die Antworten der Gesamtjägerschaft in Beziehung zu denen der „jungen“ Jäger gesetzt und eine Prognose für das Jahr 2030 erstellt.

Erschreckend ist das Ergebnis das gerade die Bereiche Jagdethik, Jagdkultur und Jagdhunde bei den jungen Jägern keinen hohen Stellenwert mehr haben.

In einem zweiten Teil wurde die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zur Jagd befragt.

Dabei wurde festgestellt, dass die Jagd in Österreich immer weniger Akzeptanz in der Bevölkerung erfährt. Auch wurde ermittelt, dass die Bevölkerung dem Jäger keine Kompetenz in Fragen der Natur und des Naturschutzes mehr zuschreibt. Nur noch 30 % der Österreicher gestehen dem Jäger hier Kompetenzen zu, weit abgeschlagen hinter Förstern (69 %), Landwirten (58 %), Wanderern (52 %), Naturschutzvereinen (49 %) aber immerhin noch vor den Tourismusverbänden und den Landesjagdverbänden mit jeweils 26 % auf den letzten Plätzen.

Beutelmeyer skizziert 10 Thesen für 2030:

1. Die Wertschätzung der Natur nimmt deutlich zu. Gleichzeitig nehmen das Naturverständnis und die Naturerfahrung ab.

2. Die Natur-Egoisten werden mehr. Die einzelnen Nutzer-Zielgruppen reklamieren die Natur für sich.

3. Den Jägern gelingt es zunehmend weniger, glaubwürdig Naturkompetenz zu vermitteln.

4. Die Jäger können das „Warum“ der Jagd nicht ausreichend erklären.

5. Die Ablehnung der Jagd nimmt in der Gesellschaft deutlich zu.

6. Die Jagd verliert an Professionalität. Sie wird vermehrt nur Freizeitbeschäftigung mit Netzwerknutzen.

7. Das Jagdwissen und die Praxiserfahrungen nehmen dramatisch ab. Die Jagdkultur erlebt massive Erosion.

8. Das Führen von Jagdhunden tut sich der Jäger 2030 kaum mehr an.

9. Es kommt zu Liberalisierung verschiedener, derzeit noch als illegal geltender Jagdmittel. Dazu zählen vor allem die Verwendung von Nachtsichtgeräten, Scheinwerfern, die Jagd zur Nachtzeit auf Hochwild sowie der verstärkte Einsatz von Kirrungen, um zu raschem Jagderfolg zu kommen.

10. Das Ansehen der Jagd wird 2030 massiv in Schieflage geraten.

Die veröffentliche Studie können Sie hier downloaden.

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Prof. Dr. Werner Beutelmeyer: Institutsvorstand und Geschäftsführer des Instituts market hat Lehraufträge und Lektortätigkeit an der Universität Salzburg, an der Johannes Kepler Universität Linz und an der Universität Innsbruck.

Dieser Text wurde zuerst veröffentlicht vom Forum lebendige Jagdkultur e. V.  (https://www.forum-jagdkultur.de/).