Waldzustandsbericht 2023 vorgestellt: Massive Waldschäden durch Klimawandel in Nordrhein-Westfalen

Veröffentlicht am 23.11.2023

Negativer Trend setzt sich fort: Tim Scherer, Leiter Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen fordert Jäger zur Zusammenarbeit auf

Aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls der vergangenen Jahre gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 142.000 Hektar Schadfläche im Wald. (Symbolbild: NoName_13 auf Pixabay)
Aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls der vergangenen Jahre gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 142.000 Hektar Schadfläche im Wald. (Symbolbild: NoName_13 auf Pixabay)

Die vergangenen fünf Jahre mit extremen Witterungsbedingungen wie Stürmen, Hitze und Trockenheit haben in Nordrhein-Westfalen zu erheblichen Waldschäden geführt. Insbesondere der starke Borkenkäferbefall ist eine direkte Folge des Klimawandels. Forstministerin Silke Gorißen betonte bei der Präsentation der diesjährigen Erhebung des Waldzustandes am 23. November die dringende Notwendigkeit, bei der Wiederbewaldung verstärkt auf klimaangepasste Mischwälder zu setzen.

Ministerin Gorißen: „Nur ein Viertel der untersuchten Bäume hat dichte und gesunde Baumkronen. Die Dürreperioden der letzten Jahre zeigen deutlich, dass unsere Wälder stark vom Klimawandel betroffen sind. Auch der regenreiche Sommer in diesem Jahr schlägt sich nicht im Ergebnis des Waldzustandsberichtes nieder. Erfreulich ist jedoch, dass zumindest die Massenvermehrung der Fichtenborkenkäfer abnimmt. Über 140.000 Hektar Wald in Nordrhein-Westfalen sind geschädigt – davon sind die meisten Bäume Fichten! Das zeigt die große Notwendigkeit einer Wiederbewaldung mit Mischwäldern, die im Klimawandel bestehen können. Wir müssen diese große und gesamtgesellschaftliche Aufgabe gemeinsam angehen und den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.“

Negativtrend setzt sich fort

Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung des Waldzustandes in Nordrhein-Westfalen zeigen einen fortgesetzten negativen Trend. Lediglich 25 Prozent der Bäume weisen keinerlei Verlust von Nadeln oder Blättern auf, im Vergleich zum Vorjahr (28 Prozent) ist dies ein weiterer Rückgang. 36 Prozent der Bäume verzeichnen mittlere und 39 Prozent sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern, was eine weitere Verschlechterung der Vitalität der Bäume bedeutet. Dieser Trend ist seit Beginn der Erhebung im Jahr 1984 festzustellen und hat sich insbesondere seit 2018 durch extreme Wetterereignisse verschärft.

Rund 142.000 Hektar Schadfläche in Wäldern

Die Hauptgründe für die negativen Veränderungen sind anhaltende Trockenheit, Schadstoffe und Schädlingsbefall. Die Dürre- und Hitzeperioden des Vorjahres beeinträchtigen weiterhin die Bildung und das Wachstum von Blättern und Nadeln. Nähr- und Schadstoffe wie Stickstoff belasten die Waldböden zusätzlich. Schadstoffemissionen aus der Vergangenheit wirken nach wie vor stark auf die Vitalität der Waldökosysteme, während anhaltender Schädlingsbefall langfristig geschwächte Bäume zusätzlich belastet.

Aufgrund des massiven Borkenkäferbefalls der vergangenen Jahre gibt es in Nordrhein-Westfalen rund 142.000 Hektar Schadfläche im Wald. Etwa ein Viertel dieser Fläche wurde bereits wiederbewaldet, einschließlich Naturverjüngung und Pflanzung. Die Wiederbewaldung stellt ein zentrales Ziel der Landesregierung dar, die zahlreiche Werkzeuge und finanzielle Fördermöglichkeiten für Waldbesitzerinnen und -besitzer bereitstellt.

Forstministerin Silke Gorißen erklärte: „Wir haben eine ganze Reihe von Werkzeugen, mit denen das Land Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer unterstützt, die Wälder an den Klimawandel anzupassen. Es bestehen weitgehende finanzielle Fördermöglichkeiten, umfassende Empfehlungen zur Wiederbewaldung im NRW-Waldbaukonzept und auf dem Informationsportal www.waldinfo.nrw.“

Waldzustand wird seit knapp vierzig Jahren genau dokumentiert

Der Zustand der Baumkronen spiegelt die Vitalität von Waldbäumen wider. Nach dem bundesweit einheitlichen Verfahren der Waldzustandserhebung wird vor allem der Verlust von Blättern und Nadeln beurteilt.

Zum Waldzustand in Nordrhein-Westfalen werden bei Stichprobenpunkten im Raster von vier mal vier Kilometern über 10.000 Waldbäume erfasst. Die Waldzustandserhebung erfolgt in ganz Deutschland. In Nordrhein-Westfalen wird sie federführend durch den Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen umgesetzt:

Tim Scherer, Leiter Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen: „Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, den Wäldern im Klimastress aktiv zu helfen. Das tun wir mit verschiedenen Förderangeboten für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, mit der Kompetenz unserer Försterinnen und Förster in der Fläche und mit praxisnaher Waldforschung im Zentrum Wald und Holz. Ein besonderes Anliegen ist mir auch die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft – damit junge Bäumchen neue Mischwälder bilden, brauchen wir die Anstrengungen aller Jägerinnen und Jäger.“

Situation der wichtigsten Baumarten:

Eiche

Der Zustand der Eiche hat sich deutlich verschlechtert. Nur sieben Prozent der Eichen sehen gesund aus und weisen keine Kronenverlichtung auf. 2022 waren es noch 14 Prozent, also doppelt so viele. 37 Prozent (39 Prozent in 2022) zeigen einen geringen und 56 Prozent (47 Prozent in 2022) einen deutlichen Verlust von Blättern.

Buche

Die Buche leidet wie in den Vorjahren besonders unter der Folge von Trockenheit. Nur ein Fünftel, also 20 Prozent, ist gesund – 2022 waren es noch 24 Prozent. 43 Prozent der Buchen weisen einen deutlichen Verlust von Blättern auf. 2022 waren es 44 Prozent.

Kiefer

Auch die Kiefer zeigt mittlerweile deutlich Schwächung – nur 12 Prozent der Kiefern sehen gesund aus. 2022 war es noch rund ein Fünftel (19 Prozent). 33 Prozent zeigen einen deutlichen Nadelverlust (2022 waren es 32 Prozent).

Fichte

Der Befall des Borkenkäfers hat sich abgeschwächt, hält aber nach wie vor an. Das massenhafte Fichtensterben seit 2018 hat weitgehende Folgen. In niederen Lagen ist die Fichte inzwischen fast vollständig verschwunden.

Den Waldzustandsbericht finden Sie in einer langen sowie einer kurzen Fassung unter: 

Waldzustandserhebung

Quelle: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen