Spät ist er dran, der Herbst

Veröffentlicht am 07.11.2023

Der Spätherbst beginnt mit einem definierten Grad der Blattverfärbungen heimischer Stiel-Eichen und ist in diesem Jahr acht Tage später im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Das herbstliche Laub der Stiel-Eiche (Quercus robur) hängt noch am Baum. (Bildquelle: Marlene Bömer/ Wald und Holz NRW)
Das herbstliche Laub der Stiel-Eiche (Quercus robur) hängt noch am Baum. (Bildquelle: Marlene Bömer/ Wald und Holz NRW)

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da und verwandelt unsere Umgebung in ein wahres Farbspektakel. Die Blätter an den Bäumen bringen eine Vielzahl von Farben ins Land und diese Veränderung unserer Umwelt wird von den Menschen schon seit langer Zeit aufmerksam beobachtet. Phänologische Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen jedoch, dass der Herbst in diesem Jahr vergleichsweise spät dran ist.

Unsichtbar für das menschliche Auge bilden die Bäume die bunten Farbpigmente bereits im Frühjahr. Die Farben der Stoffe, die während der Photosynthese produziert werden, reichen von Gelb und Orange über Rot bis hin zu Blau und Violett. Doch während im Frühling und Sommer der grüne Farbstoff Chlorophyll alle anderen überdeckt, kommen im Herbst die anderen Farbstoffe im Blatt zum Vorschein. Der Grund für diese Veränderung liegt in der abnehmenden Aktivität der Bäume.Im Herbst treten die Bäume in eine Ruhephase ein. Wenn der Boden gefriert, können sie kein Wasser mehr aufnehmen, und die Laubblätter würden durch den Frost zerstört. Das wertvolle und intensiv färbende Chlorophyll wird von den Bäumen für das nächste Jahr gerettet. Sie bauen es ab und speichern es im Stamm und in den Wurzeln. Ohne das Chlorophyll zeigen sich die anderen Farbstoffe im Blatt. Später, wenn alles vertrocknet ist, bleibt nur das winterliche Braun übrig.

Jedes Blatt, das im Herbst von den Bäumen fällt, landet auf dem Waldboden und wird dort zu einem wichtigen Bestandteil des Ökosystems. Regenwürmer, Pilze und Bakterien zersetzen das Laub und verwandeln es in verschiedene Nährstoffe. Dadurch entsteht der weiche und nährreiche Waldboden, der die perfekte Grundlage für das Wachstum neuer Bäume bildet. Diese neuen Bäume werden im Laufe der Jahre wieder ihre Blätter abwerfen, und der Kreislauf setzt sich fort.

Die Herbstfärbung ist nur eines von vielen gut zu beobachtenden Naturphänomenen. Die Phänologie beschäftigt sich mit der genauen Beobachtung dieser Entwicklungserscheinungen im uns umgebenden Naturraum. Der Deutsche Wetterdienst erfasst seit 1951 phänologische Daten, aus denen die phänologische Jahresuhr entsteht. Der Spätherbst beginnt in dieser Jahresuhr mit einem definierten Grad der Blattverfärbungen heimischer Stiel-Eichen. Im Jahr 2023 begann der Spätherbst am 27. Oktober und damit acht Tage später im Vergleich zum langjährigen Mittel. Der Spätherbst dauert durchschnittlich 19 Tage lang. Es ist also durchaus möglich, dass uns die nächsten beiden Novemberwochen noch mit einer beeindruckenden Farbpalette überraschen werden.

Quelle: Wald und Holz NRW