Sachsen macht Weg für Wiederansiedlung von Luchsen frei

Veröffentlicht am 17.10.2023

Die Obere Jagdbehörde Sachsen erteilte im Einvernehmen mit den Naturschutzbehörden und unter Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände in Sachsen eine Ausnahmegenehmigung

Luchs im Nebel (Symbolbild: © Archiv Naturschutz LfULG / N. Kappenstein)
Luchs im Nebel (Symbolbild: © Archiv Naturschutz LfULG / N. Kappenstein)

Ab dem Frühjahr 2024 sollen im Rahmen des Projekts „RELynx Sachsen“ bis zu 20 Eurasische Luchse in das Erz- und Elbsandsteingebirge ausgewildert werden, das als das größte zusammenhängende Waldgebiet Sachsens und ursprüngliches Verbreitungsgebiet dieser Tiere gilt. Diese Ankündigung wurde gestern (16.10.2023) vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in Dresden gemacht. Nach umfassenden Vorbereitungsarbeiten und der erteilten Ausnahmegenehmigung der Oberen Jagdbehörde wurde ein erster Meilenstein im Projekt erreicht. Die Genehmigung wurde im Einvernehmen mit den Naturschutzbehörden und unter Anhörung der anerkannten Naturschutzverbände in Sachsen erteilt.

Die Aussetzung der Luchse soll im Frühjahr 2024 im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock im Westerzgebirge beginnen. Dabei werden zunächst Wildfänge aus der Schweiz verwendet. Es sind auch geeignete Gehegetiere aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EAZA) vorgesehen, die menschenfern aufwachsen und in Koordinierungsgehegen auf die Wildnis vorbereitet werden. Zudem kommen Waisenluchse, die in der Wildnis mutterlos aufgefunden werden, nach einer Pflegephase für die Aussetzung in Betracht. Dieses Projekt stärkt die nach wie vor empfindliche mitteleuropäische Luchspopulation und erstreckt sich bis Ende des Jahres 2027.Das sächsische Projekt ist Teil einer bundesweiten Strategie zur Stabilisierung der Luchsvorkommen in Deutschland. Da vor allem weibliche Luchse neue Gebiete nur sehr zögerlich besiedeln, wird durch die Wiederansiedlung in Sachsen ein neuer Verbindungspunkt zwischen den natürlichen Beständen in den Karpaten und dem bislang isolierten Vorkommen im Böhmerwald und Nordostbayern geschaffen.

Das Projekt wurde im September 2022 gestartet und involviert das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und die Professur für Forstzoologie der Technischen Universität Dresden. Die Projektleitung liegt beim LfULG, während der Staatsbetrieb Sachsenforst die praktischen Maßnahmen unterstützt. Das bereits seit fünfzehn Jahren bestehende Monitoringsystem zum Luchs in Sachsen wird entsprechend erweitert und an die neue Situation angepasst. Auf den Internetseiten des LfULG können sich Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informieren. Materialien wie Faltblätter und Postkarten stehen für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung.

Hintergrund: Der Luchs wurde in Deutschland durch langjährige Verfolgung ausgerottet, in Sachsen bereits vor 300 Jahren. Alle Luchse, die derzeit in Deutschland frei leben, stammen aus Wiederansiedelungsprojekten. Aktuell gibt es nur rund 130 Alttiere in drei voneinander isolierten Populationen im Harz, in Nordostbayern und im Pfälzerwald. In Sachsen wurden in den letzten Jahrzehnten ausschließlich Einzeltiere gesichtet.

Der Luchs steht unter strengem europäischen und nationalen Schutz und besiedelt nur sehr zögerlich neue Lebensräume aufgrund seiner geringen Fortpflanzungsrate. Daher ist ein besonderer Einsatz für den Schutz dieser Art erforderlich. Der Luchs ist nach Bär und Wolf das drittgrößte Raubtier Europas und kann eine stattliche Größe von bis zu 70 Zentimetern Schulterhöhe erreichen. Für Menschen stellt der Luchs in der Regel keine Gefahr dar, da er sich gut tarnt und hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv ist, was die Wahrscheinlichkeit, ihn in freier Wildbahn zu sehen, stark reduziert. Luchse erbeuten hauptsächlich freilebende Wildtiere wie Rehe und junge Rothirsche. Gelegentlich können sie auch Schafe, Ziegen und Wild in Gehegen töten, allerdings geschieht dies nur sehr selten. Der Freistaat Sachsen gleicht Schäden an Nutztieren aus, wenn der Luchs als Verursacher zweifelsfrei identifiziert wurde.