Rettung des Schwarzwälder Auerwilds – JETZT

Veröffentlicht am 19.03.2023

Der Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. forderte auf dem Kaltenbronn die Landesregierung auf, endlich ihr Versprechen der Umsetzung des Auerhuhn-Maßnahmenplans einzulösen

Ein Auerwild-Küken (Foto: Erich Marek)

Im Rahmen einer Abendveranstaltung mit eindrucksvoller Lichtinstallation, machte der Landesjagdverband Baden-Württemberg auf dem Kaltenbronn auf die prekäre Lage des vom Aussterben bedrohten Auerwildes aufmerksam.

Bei fortwährender Untätigkeit verstreicht wertvolle Zeit, mit schwerwiegenden Folgen, für das vom Aussterben bedrohte, besonders und streng geschützte Auerwild. Die „Auerhuhn-Installation“ des Landesjagdverbands Baden-Württemberg e.V. setzt diese Situation auf dem Kaltenbronn eindrücklich ins Licht, welches dieser Wildart sukzessive gelöscht wird. (Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)
Bei fortwährender Untätigkeit verstreicht wertvolle Zeit, mit schwerwiegenden Folgen, für das vom Aussterben bedrohte, besonders und streng geschützte Auerwild. Die „Auerhuhn-Installation“ des Landesjagdverbands Baden-Württemberg e.V. setzt diese Situation auf dem Kaltenbronn eindrücklich ins Licht, welches dieser Wildart sukzessive gelöscht wird. (Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)

Besonders in die Pflicht nahm dabei Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann die politischen Entscheider, denen er Untätigkeit bei der Umsetzung von nötigen Schutzmaßnahmen für die bedrohte Wildart vorwarf und konkrete Forderungen an die Landesregierung folgen ließ:

Baden-Württembergs Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann (Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)
Baden-Württembergs Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann (Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)

„Der Urhahn hat im Schwarzwald nur dann eine Zukunft, wenn es uns gelingt, die im Maßnahmenplan festgelegten notwendigen Verbesserungen seines Lebensraums schnellstmöglich zu forcieren.“

Die Landesregierung muss ihr Versprechen der Umsetzung des Auerhuhn-Maßnahmenplans endlich einlösen – sonst geht dem faszinierenden Vogel endgültig das Licht in seinem Lebensraum aus“, so Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann. Er fordert dazu auf, der Landesforstverwaltung, ForstBW, kommunalen und privaten Waldbesitzern unverzüglich die Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie in der Fläche pro Auerhuhn aktiv werden können. Die Lebensräume des Auerhuhns müssen anhand wildbiologischer Empfehlungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg umgehend aufgelichtet und so für das Auerwild aufgewertet werden. „Lücken für Küken“ sind ein solcher Ansatz. Für ihren Einsatz werden Waldbesitzer mit Landes- und EU-Fördermitteln unterstützt.

Die zweite Säule des Maßnahmenplans ist das Prädatoren-Management. Durch die Reduktion der Fressfeinde verschaffen wir der Population eine Chance zur Bestandserholung. „Schöner Wohnen“ allein hilft dem gefressenen Auerhuhn auch nicht.

(Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)
(Foto: Julia Döttling/LJV BaWü)

„Als dritte wichtige Maßnahme appelliere ich an unser aller Verhalten. Wenn wir uns im Wohnzimmer des Auerhahns zurücknehmen, verschaffen wir dem Wild die nötigen Ruhezonen und zollen ihm Respekt“, erläutert Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann. Eine aktive Besucherlenkung durch entsprechende Aufklärung von einheimischer Bevölkerung und Touristen kann dies begleiten. „Hier wende ich mich bewusst an die Journalistinnen und Journalisten, die Aktion des Landesjagdverbands Baden-Württemberg e.V. zur Rettung des Schwarzwälder Auerwilds in Ihren Medien zu unterstützen“, ergänzt Dr. Friedmann.

Ein Auerhahn. (Foto: Erich Marek)

Es ist dringend an der Zeit, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, damit die Rettung gelingt. Ansonsten ist die spektakuläre Balz des Auerhahns für nachfolgende Generation nicht mehr erlebbar. Seit der ersten Zählung im Schwarzwald im Jahr 1971 hat sich die Anzahl von damals 570 Exemplaren auf 403 im Jahr 1996, 315 im Jahr 2012 nun auf eine alarmierende Marke von nur noch 97 Exemplaren im Jahr 2022 minimiert. Das Auerhuhn gehört zum Schwarzwald wie die Bollenhüte, die Kuckucksuhren und die Schwarzwälder Kirschtorte. „Für den Urhahn dürfte jedoch bald sein letztes Stündlein geschlagen haben und seine Stimme für immer verstummen, wenn nicht rasch gehandelt wird“, warnt Dr. Friedmann am Ende seines Plädoyers für das Auerwild.“

Auerwild-Facts

Hart im Nehmen und richtig zäh, so könnte man das Schwarzwälder Auerhuhn kurz und knackig charakterisieren. Rund drei Kilogramm bringt der stattliche Hahn auf die Waage, in etwa die Hälfte die Henne.

Stark verbreiterte und befiederte Zehen mit Hornstiften vereinen sich zum Schneeschuh-Effekt, was ein Einsinken der Vögel im Winter verhindert und ihnen den Namen Raufußhühner einbrachte. Dichte Daunen wirken wie Thermowäsche, denn das Auerhuhn ist perfekt an kaltes Klima angepasst. Hungern im Winter gehört mit zum Lebensprogramm, denn hier muss die Tierart mit karger nährstoffarmer Nadel-Kost auskommen.

Zum Vegetarier wird das Auerhuhn allerdings erst als Teenager im Alter von 11 Wochen. Davor brauchte es reichlich Eiweiß in Form von Insekten sowie Beeren und Früchte. Während der Brut und Aufzucht ist die Henne durch ihr filigran gemustertes Federkostüm perfekt getarnt. In der Regel liegen 7 bis 11 Eier im Gelege.

Eine Auerwild-Henne (Foto: Erich Marek)
Eine Auerwild-Henne (Foto: Erich Marek)

Der perfekte Lebensraum

Auerhühner brauchen lichten Wald. 10 Prozent Bestandslücken mit Freiflächen und auf mindestens 20 Prozent ein lichter Waldbestand mit einem Kronenschlussgrad von 50 bis 70 Prozent, so sieht das perfekt eingerichtete Wohnzimmer des Auerwilds aus. Die ideale Bodenvegetation besteht dabei aus einem 20 bis 50 Zentimeter hohen abwechslungsreichen Bewuchs, der Deckung und Äsung für die Jungvögel bietet.

Rund 34.000 Hektar Waldfläche sind aktuelles Auerhuhn-Verbreitungsgebiet, die Auerhuhn-Vorrangfläche beträgt sogar 59.000 Hektar. Dennoch bietet der Schwarzwald ausreichend weitere Flächen für die benötigte Windkraft.

Verhaltenstipps

Störungen durch Freizeitaktivitäten in Auerwildgebieten sind zu vermeiden. Jeder kann seinen Beitrag leisten, indem die Wege grundsätzlich nicht verlassen sowie Dämmerung und Nacht aus Rücksicht auf das Auerwild gemieden werden. Schutzgebiete und Sperrungen sind zu beachten, um unnötigen Stress zu ersparen. In der nahrungsarmen Jahreszeit kann Stress, aufgrund des hohen Energieeinsatzes bei der Flucht, tödlich sein.

Die Bejagung der Füchse und Marder dient dem Artenschutz. Die wertvollen Pelze werden dem nachhaltigen Projekt „Nachhaltiger Schwarzwaldpelz“ zugeführt, an welchem Schwarzwälder Gerberei-, Kürschnerei- und Tierpräparationsbetriebe mitwirken.

Erstellt mit Material des LJV BaWü