Luchsin Finja im Nordschwarzwald freigelassen

Veröffentlicht am 03.12.2023

Erste Auswilderung einer Luchsin in Baden-Württemberg – Jägerschaft fordert Etablierung von Wildtierkorridoren

Luchsin Finja in Freiheit: Sie enteilt in die baden-württembergischen Winterwälder. (Foto: Klaus Lachenmaier)
Luchsin Finja in Freiheit: Sie enteilt in die baden-württembergischen Winterwälder. (Foto: Klaus Lachenmaier)

„Heute ist ein historischer Tag für den Artenschutz im Land. Mit der Auswilderung des ersten Luchsweibchens mit dem Namen ‚Finja‘ starten wir den Aufbau einer Luchspopulation in Baden-Württemberg und bereiten der faszinierenden Wildart Luchs den Weg. Das Land spielt mit seinem hohen Anteil an naturnahen Waldflächen und seiner zentralen Lage eine besondere Rolle. Zudem übernimmt Baden-Württemberg mit diesem Projekt Verantwortung für eine länderübergreifende Luchspopulation in Deutschland und Mitteleuropa und leistet damit einen großen Beitrag für den Biotopverbund und die Biodiversität“, sagte Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, am Freitag (01.12.2023), anlässlich der Auswilderung der ersten Luchskatze im Nordschwarzwald.

Luchsvorkommen durch Wiederansiedelungsprojekte gibt es bereits im Schweizer Jura, im Pfälzer Wald und in den Vogesen. Diese sollen durch die Luchse im Schwarzwald nun miteinander verbunden werden.

Dass der Luchs willkommen geheißen wird, ist dem gut moderierten Dialog zwischen Jägerschaft, Waldbesitzern, Tierhaltern und Artenschutz im Rahmen der im Jahr 2004 gegründeten AG Luchs zu verdanken, welche sich dem Thema der großen Beutegreifer im Land schon viele Jahre und mit großer Beharrlichkeit widmet.

Beitrag der Jägerschaft besonders wichtig

Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft ist für das Gelingen des Vorhabens besonders wichtig. Jäger und Jägerinnen unterstützen mit der Meldung von Sichtungen und Rissen. „Mir ist bewusst, dass der Luchs innerhalb der Jägerschaft auch auf gemischte Gefühle stoßen kann, daher begrüße ich die Unterstützung der Jägerschaft und des Landesjagdverbandes“, ergänzt der Minister.

„Die Jägerschaft übernimmt Verantwortung für alle Arten des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes, um dem Anspruch eines ganzheitlichen Wildtiermanagements gerecht zu werden“, sagte Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann. Die bisher bereits zugewanderten Luchse zeigen auf, dass es potenziellen Lebensraum für sie in Baden-Württemberg gibt. „Für diese Luchse hat der LJV schon von Anfang an die Patenschaft übernommen,“ ergänzt Friedmann.

Auswilderung von Luchsin Finja am 1. Dezember 2023. (Foto: Klaus Lachenmaier)
Auswilderung von Luchsin Finja am 1. Dezember 2023. (Foto: Klaus Lachenmaier)

Jägerschaft fordert Wildtierkorridore

Um die Entwicklung einer Population zu unterstützen, fordert der Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. (LJV) unter anderem, wichtige Wildtierkorridore zu benachbarten Luchspopulationen rechtlich und tatsächlich abzusichern und an neuralgischen Punkten zu verbessern, um damit die natürliche Besiedlung Baden-Württembergs zu unterstützen. „Wir greifen den Hinweis von Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, der kürzlich darauf hinwies, dass der Generalwildwegeplan des Landes als Grundlage dienen könne, die Barrieren zwischen den Rotwildgebieten zu verringern, gerne auf.

Dies trifft ebenso für den Luchs und andere Wildtiere wie die Wildkatze zu. Alle Wildarten, die ihr Lebensraumpotenzial im Land derzeit nicht ausschöpfen können, brauchen unsere Unterstützung“, so Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann.

Mit der neuen Luchsin Finja kommen Veränderungen ins Luchsmanagement. Nun werden freigelassene Tiere die von Natur aus eingewanderten Kuder ergänzen. „Der LJV gehört zu den Kooperationspartnern der Bestandsstützung. Damit führen wir unsere langjährige Arbeit am Luchs weiter. Jäger haben als Experten im Luchs-Monitoring eine Schlüsselfunktion für das Projekt“, so Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann.

Weitere Luchsauswilderungen bis 2027 geplant

Bis zu zehn, insbesondere weibliche Luchse, sollen bis 2027 im Schwarzwald ausgewildert werden. „Insgesamt 17 männliche Luchse, sogenannte Kuder, sind seit 2005 immer wieder, vor allem aus der Schweiz, nach Baden-Württemberg eingewandert. Die weiblichen Tiere entfernen sich nicht weit von ihrem Geburtsort. Deshalb können sich die Luchspopulationen räumlich kaum ausdehnen und den eigentlich bestens geeigneten Lebensraum besetzen“, sagte der Luchsexperte der FVA, Dr. Micha Herdtfelder.

„Derzeit gibt es in Baden-Württemberg fünf Kuder, drei davon im Schwarzwald. Nun brauchen wir weibliche Tiere, damit sich ein Luchsbestand entwickeln kann. Mit der heutigen Auswilderung starten wir somit auch ein neues Kapitel des Artenschutzes in Baden-Württemberg“, betonte Minister Hauk.

‚Finja‘ stammt aus einem Wildgehege in Thüringen und wurde in Rheinland-Pfalz für die Freilassung im Nordschwarzwald vorbereitet. Die Luchskatze wurde dafür fern von menschlichen Geräuschen und Einflüssen gehalten. Nach genetischen und verhaltensökologischen Untersuchungen erfüllte die Luchskatze alle Voraussetzungen für die Auswilderung im Schwarzwald.

Quellen: MLR/LJV-BW