Jäger, Reiter und Landwirte kritisieren neue Wolfszahlen

Veröffentlicht am 12.10.2023

Diskussionen um vereinfachte Abschüsse nach Rissen sind unzureichend. DJV fordert Meldung des günstigen Erhaltungszustandes für Wolf nach Brüssel. Dynamische Entwicklung wird verharmlost, da Nachwuchszahlen systematisch ausgeblendet werden.

Wölfe im Wald. (Symbolbild: iStock/Ondrej Prosicky)
Wölfe im Wald. (Symbolbild: iStock/Ondrej Prosicky)

In einer gemeinsamen Erklärung haben der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die mangelnde Aktualität der kürzlich vom Bundesumweltministerium veröffentlichten Wolfszahlen kritisiert. Das derzeitige Monitoringverfahren, das den Stand vom 30. April als Basis verwendet, werde der dynamischen Entwicklung in Deutschland nicht gerecht, lautet der Hauptkritikpunkt.

Tatsächliche Wolfszahlen erheblich höher

Da der Nachwuchs aus dem Sommer in diesen Zahlen nicht berücksichtigt werde, sei die tatsächliche Anzahl der Wölfe erheblich höher. Bei den offiziell nachgewiesenen 231 Wolfspaaren im Jahr 2023 seien mindestens 1.000 zusätzliche Welpen anzunehmen, was zu einer Gesamtzahl von 2.000 bis 3.000 Wölfen in Deutschland führe. Diese Diskrepanz zeige sich besonders deutlich in Niedersachsen, wo das Bundesumweltministerium 39 Wolfsrudel angab, während der tagesaktuelle Wert bei 50 liege.

Die Verbände betonen, dass Diskussionen über vereinfachte Abschüsse nach Rissen an Weidetieren nicht ausreichen. Sie fordern das Bundesumweltministerium auf, den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs für die atlantische und die kontinentale biogeografische Region sofort an die EU-Kommission zu melden. Die Ampelkoalition in Berlin müsse unverzüglich ein regional differenziertes Bestandsmanagement für den Wolf ermöglichen. Ein Gutachten des Staatsrechtlers Michael Brenner habe gezeigt, dass dies europarechtskonform möglich sei.

Die Verbände kritisieren auch, dass die Politik die Menschen im ländlichen Raum mit den Folgen der exponentiellen Ausbreitung von Wölfen alleine lasse. Laut aktuellen Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf habe es im Jahr 2022 einen neuen Höchstwert von über 4.000 verletzten und getöteten Nutztieren gegeben, darunter Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und landwirtschaftlich gehaltene Wildtiere.