Einfluss von Wölfen maßlos überschätzt?

Veröffentlicht am 25.04.2024

Neue Langzeitstudie hinterfragt die Rolle der Wölfe im Ökosystem des Yellowstone-Nationalparks

Drei Wölfe an einem toten Bison. (Symbolbild: iStock/Film Studio Aves)
Drei Wölfe an einem toten Bison. (Symbolbild: iStock/Film Studio Aves)

Die Wiedereinführung von Wölfen in den Yellowstone-Nationalpark im Jahr 1995, die einst als globales Modell für die Wiederherstellung von Ökosystemen galt, steht erneut zur Debatte. Neue Forschungen stellen die lange vertretene Theorie in Frage, dass die Rückkehr der Wölfe zu einer sogenannten trophischen Kaskade geführt habe, die die Vegetation erneuerte und die biologische Vielfalt förderte, wie die New York Times jüngst berichtete.

Frühere Studien suggerierten, dass durch die natürliche Regulation der Populationen an Schalenwild sowie Bisons durch die Wölfe, sich die Vegetation erholen würde und sich sogar der Verlauf von Flüssen ändern könne. Doch jüngste Forschungsergebnisse zeigen ein komplexeres Bild: Zwar erholen sich einige Gebiete mit Espen und Weiden, doch andere Landschaftsteile bleiben durch jahrzehntelange Überweidung und Trampelschäden dauerhaft verändert.

Thomas Hobbs, Professor für Naturressourcenökologie an der Colorado State University und Hauptautor einer Langzeitstudie, merkt an, dass die Effekte der Wölfe auf das Ökosystem möglicherweise stark übertrieben wurden. „Man könnte eher von einem trophischen Tropfen sprechen, nicht von einer Kaskade“, fügt Daniel Stahler, leitender Wolfbiologe im Park, hinzu.

Die Diskussion wird weiterhin durch die steigende Bisonpopulation und den Klimawandel kompliziert, die ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf die Parklandschaft haben. Wissenschaftler wie Richard Keigley kritisieren das aktuelle Bisonmanagement des Parks und warnen vor langfristigen Schäden durch Überweidung.