Dienen Industriegebiete Wildtieren als Trittsteinbiotope?

Veröffentlicht am 19.06.2023

Wildtiere und Menschen leben vielleicht näher nebeneinander als gedacht

Außerhalb des Waldes wird es für Wildtiere immer schwieriger, unsere stark zersiedelte Landschaft zu durchqueren. Gestrüpp, Büsche und Baumgruppen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wie eine Art Motel dienen sie den Tieren als sichere Zwischenstationen. Auch auf Industrieflächen gibt es solche Strukturen. Ob diese von Reh, Fuchs, Dachs und Co. genutzt werden, untersucht die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).“Es gibt Hinweise darauf, dass Wildtiere Gewerbe- und Industrieflächen nicht kategorisch fernbleiben. Teile sind mitunter zugewachsen und werden quasi nie vom Personal aufgesucht. Unbefugten ist das Betreten verboten. Das sind ruhige und deckungsreiche Bereiche, perfekt für Wildtiere“, erklärt Mara Ziemlich vom Arbeitsbereich Wildtiere und Menschen des FVA-Wildtierinstituts.

Von der Gärtnerei bis zum Klärwerk

Um dieses Verhalten zu untersuchen, werden auf Probeflächen Informationen über die Vegetation gesammelt und teils Fotofallen installiert. Diese sollen Aufschluss geben, welche Arten welche Gebiete nutzen. „Die Spanne reicht von der Bauschutthalde über die Gärtnerei bis zum Klärwerk. Noch wissen wir nicht, wie sich welcher Industriezweig als Trittsteinbiotop eignen könnte“, sagt Ziemlich.

Im Dialog mit den Betreibenden

Neben den Gegebenheiten der Fläche spielt die Einstellung der Betreibenden eine entscheidende Rolle: „Ohne Bereitschaft der Unternehmen macht es keinen Sinn, Konzepte für die Praxis aus den Projektergebnissen abzuleiten.“ Mittels Befragungen und Gesprächen sollen Ideen und Bedenken der Flächenbetreibenden zum Thema beleuchtet werden.

Die Suche nach dem Miteinander

„Unsere Forschung steht ganz am Anfang und ist ergebnisoffen. Es geht weder darum, neue Bauvorhaben mit dem Argument des Artenschutzes zu rechtfertigen noch Betreibenden neue Regeln aufzuzwingen. Vielmehr untersuchen wir Möglichkeiten zur gelungen Koexistenz von Mensch und Wildtieren in unserer dicht besiedelten Landschaft.“, unterstreicht Ziemlich.

Hier geht’s zum Projekt

Einen Vortrag zum Thema können Sie hier ansehen: https://www.fva-bw.de/aktuelles/termine/wildtiere-wir-sind-nah-dran.

Quelle: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)