Der Stierkäfer wird „Insekt des Jahres 2024“ in der D-A-CH Region

Veröffentlicht am 30.11.2023

Bundesumweltministerin Steffi Lemke übernimmt Schirmherrschaft für den kotfressenden Kraftprotz

Insekt des Jahres 2024: Der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus). (Foto: Patrick Urban)
Insekt des Jahres 2024: Der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus). (Foto: Patrick Urban)

Heute (30.11.2023) wurde der Stierkäfer (Typhaeus typhoeus) zum „Insekt des Jahres 2024“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz ernannt. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg wählte diese Mistkäferart aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung und dem dramatischen Rückgang ihrer Populationen in den letzten Jahrzehnten.

Der schwarz glänzende Stierkäfer, zwischen 14 und 20 Millimeter groß, spielt eine Schlüsselrolle in Ökosystemen, indem er sich von Kot pflanzenfressender Tiere ernährt. Die männlichen Käfer zeichnen sich durch drei „Hörner“ im vorderen Bereich des Halsschildes aus, von denen die äußeren nach vorne gerichtet sind. Diese Hörner werden beim Kampf mit Rivalen und zum Schutz der Nistplätze eingesetzt.

Pärchen des Stierkäfers: links ein Männchen mit ausgeprägten „Hörnern“, rechts ein Weibchen. (Foto: Patrick Urban)
Pärchen des Stierkäfers: links ein Männchen mit ausgeprägten „Hörnern“, rechts ein Weibchen. (Foto: Patrick Urban)

Die Mistkäferart, die von Nordafrika über Westeuropa bis ins östliche Mitteleuropa verbreitet ist, kann mehr als das 1000-fache ihres eigenen Körpergewichts ziehen. Die Stärke der Käfer wird genutzt, um Kugeln aus dem Kot von verschiedenen Tieren als Nahrung für ihren Nachwuchs in die Brutkammern zu schieben. Durch den Einsatz von Arzneimitteln bei Weidetieren und die zunehmende Stallhaltung verzeichnen die Mistkäferbestände einen erheblichen Rückgang.

Die Schirmherrschaft für das „Insekt des Jahres 2024“ übernimmt Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Der Stierkäfer gehört zu den koprophagen (kotfressenden) Käfern, die eine entscheidende Rolle bei der Entsorgung von Kot spielen und so den Nährstoffkreislauf zugunsten des Pflanzenwachstums schließen.

Prof. Dr. Thomas Schmitt, Vorsitzender des Kuratoriums, betont die Wichtigkeit der koprophagen Käfer für Ökosysteme: „Die koprophagen Käfer sind für unsere Ökosysteme enorm wichtig, da sie dafür sorgen, dass die Hinterlassenschaften von pflanzenfressenden Tieren schnell entsorgt werden und sich keine Parasiten ansiedeln können.“

Trotz ihrer Bedeutung sind Mistkäfer weltweit bedroht. Der vermehrte Einsatz von Arzneimitteln bei Weidetieren hat zu einem starken Rückgang der Populationen geführt. Besonders Anti-Wurmmittel werden weltweit nicht nur bei akuten Krankheiten, sondern auch prophylaktisch verabreicht, was die koprophagen Käferpopulationen beeinträchtigt.

Dung- und Mistkäfer, wie der Stierkäfer, gehören zu den am stärksten bedrohten Gruppen unter den Insekten. (Foto: Patrick Urban).
Dung- und Mistkäfer, wie der Stierkäfer, gehören zu den am stärksten bedrohten Gruppen unter den Insekten. (Foto: Patrick Urban).

Werner Schulze, Mitglied des Kuratoriums, hebt hervor: „Dung- und Mistkäfer gehören zu den am stärksten bedrohten Gruppen unter den Insekten. Der Rückgang der Käfer wird von der Wissenschaft als ein wesentlicher Teil des weltweiten dramatischen Verlustes der Insektenfauna eingestuft.“

Um die koprophagen Käfer zu schützen, sind Maßnahmen wie die Reduktion von Antiparasitika bei Haus- und Nutztieren erforderlich. Stallhaltung sollte die Ausnahme sein, während Weidegänge für Nutztiere gefördert werden sollten.

Das „Insekt des Jahres“ wird seit 1999 proklamiert, um die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Insekten für die Ökologie zu lenken.

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung